Archive for the ‘Sport’ Category

4153: Rosi Mittermaier gestorben

Samstag, Januar 7th, 2023

Bei den Olympischen Winterspielen 1976 in Innsbruck gewann sie zwei Gold- und eine Silbermedaille im alpinen Skisport, Rosi Mittermaier. In der Saison entschied sie die Gesamtwertung des Weltcups für sich. Anschließend trat sie zurück. In der Öffentlichkeit blieb sie bekannt und beliebt als Werbeträgerin, Sportbotschafterin und Sachbuchautorin. Vielfach wurde sie „Gold-Rosi“ genannt. Verheiratet war sie mit dem Skirennläufer Christian Neureuther, ihr Sohn war Felix Neureuther. Rosi Mittermaier ist nach langer Krankheit im Alter von 72 Jahren gestorben.

4108: Dopingjäger Werner Franke ist tot.

Donnerstag, November 17th, 2022

Noch an seinem 80. Geburtstag vor zwei Jahren sagte er: „Ich verachte nach wie vor den deutschen Sport.“ Der Zellbiologe und bekannteste deutsche Dopingjäger Professor Dr. Werner Franke (Heidelberg). Besonders unbeliebt war er bei den Fußballern, denen er beim VfB Stuttgart und SC Freiburg Anabolika-Missbrauch in den siebziger und achtziger Jahren vorwarf. Franke belegte, dass sich Doping auch beim Fußball zur Leistungssteigerung eignet. Er opponierte rigoros gegen den organisierten Sport in Deutschland.

Mit seiner Frau, der bekannten Diskuswerferin Brigitte Berendonk, sicherte er nach der Wiedervereinigung geheime Dokumente in der Militärmedizinischen Akademie Bad Saarow. Dadurch wurde das Staatsdoping der DDR bewiesen („Doping-Dokumente – von der Forschung zum Betrug“ 1991). Auch im westdeutschen Sport spürte Franke das Doping auf. Besonderes Augenmerk legte er auf den Radsport. Mit Jan Ulrich prozessierte er erfolgreich. Dem „Doping-Opfer-Hilfeverein“ (DOH) warf er vor, ehemalige Sportler trotz unzureichender Nachweisverfahren als Dopingopfer anzuerkennen (Sebastian Fischer, SZ 17.11.22).

4107: Fifa: Bei Infantino ist alles noch viel schlimmer.

Mittwoch, November 16th, 2022

Fifa-Präsident Gianni Infantino, 52, hat auf dem G-20-Gipfel auf Bali um eine Waffenruhe in der Ukraine gebeten. Er versucht den Eindruck zu erwecken, der Fußball vereine die Welt. Kein Wort zu den Protestierenden in Iran. Der dänischen Nationalmannschaft wurde verboten, ein Trikot mit der Aufschrift „Menschenrechte für alle“ zu tragen. Gianni Infantino mimt den globalen Friedensstifter. Dabei ist nach dem Rücktritt des hochkorrupten Sepp Blatter 2015 der Filz noch schlimmer geworden. Die Fifa taumelt von Affäre zu Affäre. Selbstverständlich hätte die Weltmeisterschaft in Katar nie stattfinden dürfen. Die Entscheidung dafür ist vor 13 Jahren gefallen. An Infantinos Seite befinden sich Autokratien wie Russland. Die USA gebärdeten sich wie juristische Aufklärer. Bis sie die Austragung der WM 2026 zugesprochen bekamen. Missstände über Missstände. Nächstes Jahr will Infantino zum dritten Mal zum Fifa-Präsidenten gewählt werden. Formal entscheiden darüber 211 Fifa-Mitglieder (Johannes Aumüller, SZ 16.11.22).

4070: Simona Halep gedopt

Samstag, Oktober 22nd, 2022

Die ehemalige Tennis-Weltranglistenerste Simona Halep aus Rumänien war bei den US-Open im August 2022 gedopt. Das hat die B-Probe bestätigt. Halep hatte Roxadustat im Blut. Es wird bei Nierenproblemen eingesetzt und erhöht die Zahl der roten Blutkörperchen. Das verbessert die Sauerstoffversorgung. Halep hat aktuell versichert, nie betrogen zu haben (SZ 22./23.10.22).

4043: Sexueller Missbrauch im Sport

Mittwoch, September 28th, 2022

Eine Studie der „Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs“ hat zutage gefördert, in welchem Umfang und mit welcher Perfidie sexueller Missbrauch in Sportvereinen vorkommt. Das steht in krassem Widerspruch zum romantisierten öffentlichen Bild von Sport. Hauptsächlich wird der Missbrauch nämlich geleugnet. Betroffene erhalten häufig keine Hilfe, sondern erfahren eher Abwehr.

Das an entscheidenden Stellen kranke System muss grundlegend geändert werden.

Jeder Verein in Deutschland sollte sich verpflichten, einmal im Jahr über die Lage aufzuklären. Das kann eine rechtliche Verpflichtung herbeiführen. Angebote für „Einzeltraining“ sind kritisch zu sehen. Wir brauchen professionelle, neutrale Anlaufstellen, die den Opfern helfen. Die Täter – Täterinnen sind sehr selten – müssen angemessen bestraft und gesperrt werden.

Dann können Eltern ihre Kinder ohne Bedenken in einen Sportverein schicken (Nina Bovensiepen, SZ 28.9.22).

4012: Olympia-Attentat München 1972: deutsches Komplettversagen

Samstag, September 3rd, 2022

Beim Olympia-Attentat 1972 wurden elf Israelis von palästinensischen Terroristen ermordet. Die deutschen Sicherheitskräfte versagten total. Danach liefen die Spiele weiter nach dem Motto des Antisemiten Avery Brundage „The games must go on.“. Die Generalausrede war, dass Terrorismus sich jederzeit überall ereignen könne. Die Deutschen wollten sich endgültig von 1936 absetzen. Das war ihnen wichtiger als der Schutz ihrer Gäste. Wahrscheinlich wäre eine israelische Spezialeinheit mit den acht Mördern fertiggeworden. Auf Grund deutscher Vorschriften durfte sie es nicht. Anouk Spitzer, die Tochter des ermordeten israelischen Fechttrainers André Spitzer, sagt: „Deutschland, das wenige Jahre vorher mit seiner Tötungsmaschinerie sechs Millionen Juden umgebracht hat, auf die deutsche Art, sauber und organisiert: Dieses Deutschland konnte nicht mit acht Terroristen fertigwerden? Wie kann das sein?“ (Holger Gertz, SZ 3./4.9.22).

4006: Lehrermangel

Mittwoch, August 31st, 2022

Der Deutsche Lehrerverband schätzt die Zahl der fehlenden Lehrer in Deutschland auf 30.000 bis 40.000. Das ist nicht neu und dramatisch. In Zeiten der Pandemie werden die negativen Folgen davon so sichtbar wie nie. Es gibt viele und große Lernlücken. Und „erheblichen planmäßigen Unterrichtsausfall“. Ein Land wie Sachsen-Anhalt beginnt das Schuljahr mit 92 Prozent Unterrichtsversorgung. Schnell ist das Problem nicht zu lösen, weil schon die Lehrerausbildung lange dauert. Das muss sie aber, wenn sie nachhaltig sein soll. Nicht alle Menschen sind als Lehrer geeignet. Seiten- und Quereinsteiger senken das Niveau der Lehre. Vielleicht sind größere Klassen die beste Behelfslösung. Es muss etwas geschehen (Paul Munzinger, SZ 31.8.22).

4002: Jahrelange Vergewaltigungen im DSV

Freitag, August 26th, 2022

Wie eine monatelange ARD-Recherche (u.a. durch Hajo Seppelt) jetzt ans Tageslicht brachte, gab es im DSV jahrzehntelang sexuellen Missbrauch. Kronzeuge ist dabei der ehemalige Weltklasse-Wasserspringer Jan Hempel (1996 Silber und 2000 Bronze bei Olympia). Er wurde von seinem Trainer Werner Langer 14 Jahre lang vergewaltigt. Beginnend im Alter von elf Jahren. Bereits 1997 hatte sich Hempel der damaligen Bundestrainerin Ursula Klinger anvertraut. Der Bundestrainer der Kunst- und Wasserspringer, Lutz Buschkow, hat die Vorwürfe gekannt. Passiert ist wenig. Schwimmtrainer Stefan Lurz konnte trotz zahlreicher Vorwürfe sexuellen Missbrauchs von mehreren Schwimmerinnen Bundestrainer werden. Obwohl er von Gerichts wegen dazu gehalten ist, sich vom Schwimmsport fernzuhalten, arbeitet er als kaufmännischer Angestellter beim Schwimmverein Würzburg 05 (Alina Schwermer, taz 19.8.22).

3994: ARD und ZDF müssen reformiert werden.

Samstag, August 20th, 2022

Dazu schreibt Cornelius Pollmer (SZ 20./21.8.22):

„Dass mit den Vorgängen beim RBB die Reformdebatte jetzt ein weiteres Mal vom Osten ausgeht, ist auffällig. Es war in

Thüringen,

wo durch Untreue beim Kinderkanal ein Millionenschaden entstand. Es war in

Sachsen-Anhalt,

wo die Regierung eine Erhöhung des Rundfunkbeitrags blockierte. Es war in

Sachsen,

wo sich bei Demonstrationen neben sachlicher Kritik auch stumpfer Hass gegen ARD und ZDF etablierte und wo sich in desinteressierten Kreisen der groteske Irrglaube verfestigte, Journalismus sei nur ein anderes Wort für Marionettentheater. Es ist also der Osten der Republik, wo der Druck auf das öffentlich-rechtliche System am größten ist – aber auch dessen Chance, mit etwas Mut herauszufinden, wie er besser auf Kritik und eine sich fortwährend wandelnde Gesellschaft reagieren könnte.“

„Manches Problem lässt sich nicht schnell beheben, etwa die riesige finanzielle Belastung durch Pensionen und Altverträge. Doch der öffentlich-rechtliche Rundfunk könnte jetzt trotzdem und gerade im druckvollen Osten die Chance ergreifen, nicht ein weiteres Mal über Sachzwänge zu jammern oder jahrelang irgendwelche ‚Programmreformen‘ anzukündigen, von denen außerhalb von Gremien dann kein Mensch je etwas mitbekommt. Er könnte die Chance nutzen, seine mit zig Funkhäusern gerade im Regionalen grotesken Mehrfachstrukturen grundständig zu reformieren, um mehr Budget freizumachen für echte journalistische Arbeit in der Fläche und für ein Angebot, das die Gegenwart des Landes in allen Farben und Formen abbildet. Wie gut er das kann, beweisen etwa die Regionalmagazine und die ‚Mittendrin‘-Rubrik in den ‚Tagesthemen‘ (wie übrigens auch manche jener Formate, die zum Jugenangebot ‚Funk‘ gehören).

Ein solcher Wandel ist mit der Besetzung von Spitzenposten nicht allein zu schaffen, aber er beginnt dort. Auch an dieser Stelle gibt es die Chance, sich nicht selbst weiter zu blockieren. In der Vergangenheit wurden auch mal Leute zu sehr gut bezahlten Direktoren, von denen man selbst eineinhalb Jahre nach Dienstantritt vor allem wusste, dass sie gerne segeln und auch sonst eher ein touristisches Verständnis ihres Sendegebiets aufweisen. Auch deshalb wäre es angezeigt, für die Spitze des RBB eine geignete Person aus dem Osten zu suchen und zu finden.“

3961: Hannover 96 feuert Martin Kind.

Freitag, Juli 29th, 2022

Hannover 96 hat den Geschäftsführer Fußball, Martin Kind, gefeuert. „Mit sofortiger Wirkung“. Nun war Kind nicht nur Geschäftsführer, sondern Mehrheitsgesellschafter. Ein langer Rechtsstreit droht. Kind ist ein erklärter Gegner der 50+1-Regelung, die den Einfluß von Investoren wie ihm selbst begrenzen soll. 2019 hatte sich die Vereins-Opposition gegen Kind durchgesetzt und den ehemaligen Fanbeauftragten Sebastian Kramer zum Vorsitzenden gewählt. Der Profi-Fußballbetrieb ist ausgegliedert und wird von Martin Kind, Gregor Baum und dem Drogerieunternehmer Dirk Roßmann bestimmt. Die haben das Geld.

Teile des Vereins versuchen seit längerem energisch, sich von Geldgeber Kind zu lösen. Vereins-Ikone Dieter Schatzschneider: „Wenn dieser Vorstand jetzt die Profis übernimmt, ist das das Ende des Profifußballs von Hannover 96.“ Dem haben der ehemalige Trainer Peter Neururer und der Ex-Tennisprofi Nicolas Kiefer zugestimmt. Nachfolgekandidat ist der ehemalige DFL- und St. Pauli-Geschäftsführer Andreas Rettig (Felix Haselsteiner, SZ 29.7.22).

Auf Hannover 96 kommen schwere Zeiten zu.