Archive for the ‘Literatur’ Category

4797: Proteste an US-Unis weiten sich aus.

Mittwoch, April 24th, 2024

Mehrere US-Universitäten bemühen sich seit Tagen darum, aufgeheizte Proteste gegen die israelische Politik im Gaza-Streifen unter Kontrolle zu bringen. An der New York University und an der Yale University wurden mehrere Dutzend Demonstranten festgenommen. An der Columbia University in New York blieben die Seminarräume geschlossen. An der California State Polytechnic University hatten Studenten einen Hörsaal besetzt (SZ 24.4.24).

4789: Woody Allen: Statements im Interview mit Oliver Polak

Freitag, April 19th, 2024

Am 4.4.2024 gab Woody Allen dem Komiker Oliver Polak ein Interview („Zeit-Magazin“):

„Wenn ich an Deutschland denke, habe ich gemischte Gefühle. Die Deutschen haben Enormes geleistet, kulturell, intellektuell und auch wissenschaftlich. Und dann wiederum war da die bösartigste Regierung, waren da die grausamsten Menschen, die die Welt je gesehen hat. Aber der wirkliche Grund dafür, dass ich noch keinen Film in Deutschland gedreht habe, ist, dass es dort bislang niemanden gab, der einen Fim von mir finanzieren wollte.“

„Wenn ich einen Film mache, lenke ich mich ab. Ich verbringe dann acht bis zehn Monate in einem Land mit charmanten Männern, wunderbaren Frauen, konstruierten Situationen, Kostümen, Musik. Die Realität blende ich aus und richte den Blick ins Innere. Ich bin im Studio, am Set. Ich muss mir Gedanken darüber machen, ob das Licht richtig gesetzt ist, die Kostüme stimmig sind. Es ist eine Flucht vor der Realität.“

„Ich bin nicht intellektuell, ich vermassle nicht alles, ich führe ein ganz normales gutbürgerliches Leben mit meiner Familie. Und das ist gut so. Leute denken, dass ich hochneurotisch sei.“

„Zu meinen Kollegen, ob Spielberg, Scorsese oder Coppola, pflege ich keine sozialen Verbindungen. Ich war nie mit ihnen zu Abend essen, wir haben nie einen Kaffee zusammen getrunken, ich verabrede mich nicht mit ihnen. Aber wenn ich mal zufällig einem von ihnen begegne, können wir auch eine Minute lang auf der Straße plauschen. Ich verehre ihre Filme.“

„Ich bin von der Welt isoliert. Aber ich bin gerne zu Hause, in meinem Schlafzimmer. Dort schreibe ich oder verbessere mein Klarinettenspiel. Ich bin gut in den Dingen, die für das Allein-im-Zimmer-Sein wichtig sind.“

„Ich mag grundsätzlich keine Veränderung, sie bringt mich immer aus der Fassung. Ich esse immer im selben Restaurant, tue immer dieselben Dinge.“

„Nein, das Publikum liebt dich nicht wirklich. Sie lieben es, von dir unterhalten zu werden. Das ist wie beim Basketballspieler, wenn du einen Korb wirfst, kreischt das Publikum. Wenn du nicht triffst, wenden sie sich ab. Du darfst die Publikumsanerkennung nicht mit Liebe verwechseln. Liebe bekomme ich von meiner Familie, von meinen Freunden.“

 

4781: Woody Allens 50. Film

Samstag, April 13th, 2024

Mit „Ein Glücksfall“ zeigt Woody Allen seinen 50. Film. Er wird von den Kritikern durchweg gelobt. Er zähle zu seinen besten. Es handelt sich um eine Kriminalsatire in Paris, die auf Französisch gedeht wurde, neu bei Allen. In der Nähe von „Matchpoint“. Das ist nur eine Auswirkung der Ächtung, die auf Allen seit dem Beginn der Kampagne seiner Ex-Frau 1992 lastet. Die Finanzierung seiner Filme wird zunehmend schwieriger. Allen deutet an, dass er auch aufhören könne mit 88 Jahren. Besonders scharf angegriffen wird Woody Allen seit der Affäre Harvey Weinstein. „In Hollywood geht derzeit schlicht einfach nichts mehr für ihn.“ (David Steinitz, SZ 11.4.24)

4775: Christoph Hein 80

Montag, April 8th, 2024

Christoph Hein war ursprünglich erfolgreicher Theaterautor in der DDR etwa neben Heiner Müller und Volker Braun, sah aber im Roman mehr Freiheitsmöglichkeiten. Die nutzte er. In scheinbar einfacher Sprache, die hochartifiziell ist. 1982 erschien „Der fremde Freund“ („Drachenblut“). Darin kommen Claudia und Katharina nicht mit der Repression in der DDR klar. Katharina darf kein Abitur machen, weil sie Christin ist. Die Frauen gehen unter.

Auf dem Schriftstellerkongress 1987 kritiserte Christoph Hein die DDR-Zensur als menschenfeindlich, nutzlos, paradox und strafbar. Er fand das gar nicht mutig. Das sei es vor vierzig Jahren gewesen. Mut beginne erst da, wo mindestens die Deportation in ein sibirisches Arbeitslager drohe, so Hein. Das haben wir ja jetzt wieder erreicht. Christoph Hein wird 80 Jahre alt. Wahrscheinlich müssten wir Christoph Hein viel dankbarer sein, als wir es sind (Felix Stephan, SZ 8.4.24).

4774: Peter Sodann ist gestorben.

Montag, April 8th, 2024

Die meisten von uns kannten ihn als Dresdener „Tatort“-Kriminalhauptkommissar Bruno Ehrlicher. Peter Sodann ist im Alter von 87 Jahren gestorben. Er war aber schon in der DDR ein sehr erfolgreicher Schauspieler und Theaterintendant. 1961 musste er wegen „staatsfeindlicher hetze“ in den Knast. 2001 erhielt er das Bundesverdienstkreuz. 2009 war für die Linkspartei Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten (SZ 8.4.24).

4764: Evan Gershkovich bleibt in Russland in Haft.

Donnerstag, März 28th, 2024

Der Reporter des „Wall Street Journal“, Evan Gershkovich, bleibt auf Anordnung des Moskauer Stadtgerichts zumindest bis zum 30. Juni 2024 in Untersuchungshaft. Er war wegen angeblicher Spionage auf einer Reportagereise Ende März 2023 in Jekaterinburg verhaftet worden. Der Reporter wurde auf Fotos und in einem Video gezeigt. Diktator Putin hatte mehrmals davon gesprochen, den Reporter gegen im Westen inhaftierte Russen auszutauschen. Die Verhandlungen gegen den Journalisten finden, wie in Russland üblich, unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt (SZ 27.3.24).

4763: Julian Assange wird vorerst nicht an die USA ausgeliefert.

Mittwoch, März 27th, 2024

Der Londoner High Court hat entschieden, dass der Wikileaks-Gründer Julian Assange vorerst nicht an die USA ausgeliefert wird. Assange kann weiterhin gegen eine Auslieferung juristisch vorgehen. Wegen der Veröffentlichung von Geheimdokumenten droht Assange in den USA die Todesstrafe. Der High Court verlangt, dass sich Assange auf den ersten Zusatzartikel der US-Verfassung stützen darf, der Meinungs- und Pressefreiheit garantiert. Vom High Court werden von den USA „verlässliche Zusicherungen“ gefordert. Assange wird die Erlaubnis erteilt, gegen eine Auslieferung in Berufung zu gehen. Seine Unterstützer geben an, Assange drohten in den USA bis zu 175 Jahre Haft (SZ 27.3.24).

4758: Bayern verbietet das Gendern.

Mittwoch, März 20th, 2024

An bayerischen Schulen, Hochschulen und Behörden ist das Gendern verboten. Das hat das bayerische Kabinett beschlossen. Damit wurde die allgemeine Geschäftsordnung geändert. Schreibweisen mit Wortbinnenzeichen wie Gender-Gap, Genderstern, Doppelpunkt oder Mediopunkt sind damit verboten (SZ 20.3.24).

4744: 2024: 96. Oscar

Sonntag, März 10th, 2024

Die 96. Academy Awards werden in Hollywood verliehen. Bei aller Kritik finden sie überwiegend Aufmerksamkeit und Anerkennung. Sie spiegeln eine bemerkenswerte Internationalisierung der Filmwelt. Die deutsche Schauspielerin

Sandra Hüller

ist als beste Schauspielerin nominiert (die erste seit Luise Rainer in Stummfilmzeiten) für den französischen Film

„Anatomie eines Falls“,

der auch die Goldene Palme von Cannes gewonnen hat. Aber auch für den englischen

„The Zone of Interest“,

in dem sie die Frau des KZ-Kommandanten Rudolf Höß spielt.

Die gegenwärtige Lage bei der Oscar-Verleihung ist auch eine Folge des Booms bei den Streamingdiensten. Das Publikum in aller Welt ist inzwischen an Untertitel gewöhnt. Der Regisseur Wim Wenders kandidiert mit dem japanischen „Perfect Days“. Ein anderer deutscher Regisseur, Ilker Catak, ist mit „Das Lehrerzimmer“ nominiert. Er musste die Kinopublizistik zunächst darauf aufmerksam machen, dass er sich als deutscher Hoffnungsträger zu wenig gewürdigt sah. Das könnte zutreffend sein, betrifft auch andere. Als Favorit für den Hauptpreis gilt Christopher Nolans „Oppenheimer“ (Tobias Kniebe, SZ 9./10.3.24).

Wir drücken Sandra Hüller die Daumen.

4699: Stellvertretende SZ-Chefredakteurin unter Druck

Donnerstag, Februar 8th, 2024

Die stellvertretende Chefredakteurin der SZ, Alexandra Föderl-Schmid, wird beschuldigt, beim Verfassen von Texten unsauber mit Quellen umgegangen zu sein und dadurch journalistische Standards verletzt zu haben. Das behaupten mehrere Medien. Nun soll eine Kommission aus dem ehemaligen „Spiegel“-Chefredakteur Steffen Klusmann, der Leiterin der Münchener Journalistenschule Henriette Löwisch und dem Eichstädter Journalistikprofessor Klaus Meier die Angelegenheit klären. Inzwischen hat Frau Föderl-Schmid die Universität Salzburg (Österreich) gebeten, ihre dort 1996 eingereichte Dissertation zu prüfen, weil der Salzburger Plagiatsforscher  Stefan Weber „Plagiatsfragmente“ darin entdeckt zu haben glaubt. Bis zur KLärung des Falls zieht sich Frau Föderl-Schmid aus dem operativen Geschäft der SZ zurück (SZ 8.2.24).