Archive for the ‘Geschichte’ Category

5526: Andreas Voßkuhle: Kulturkampf um den Journalismus

Sonntag, Dezember 7th, 2025

Das Bundesverfassungsgericht hat mehrfach betont, dass funktionierende Massenmedien „schlechthin konstituierend“ für unsere Demokratie sind. Inzwischen gibt es viele einschlägige Urteile. Gefährdet wird der unabhängige Journalismus durch den neuen Autoritarismus, wie er am stärksten in Donald Trump zum Ausdruck kommt. Diktaturen wie Russland hatten nie freie Medien. Trump hat die „New York Times“, CBS und die BBC mit riesigen Schadensersatzforderungen überzogen. Technik-Oligarchen wie Jeff Bezos und Elon Musk unterstützen ihn dabei. „Reporter ohne Grenzen“ betrachtet die Pressefreiheit in 42 Staaten als gefährdet, 2022 waren es noch 28. Der letzte bekannt gewordene Fall ist der ARD-Korespondentin Sophie von der Tann in Tel Aviv,

Selbstverständlich muss die „Vetternwirtschaft“ à la Patricia Schlesinger bei ARD und ZDF abgebaut werden. Zusätzlich werden freie Medien bedrängt von Desinformationskampagnen aus einer Diktatur wie Russland. Zur Bundestagswahl 2025 hatte man dort 100 Desinformationskampagnen eingerichtet. Die sozialen Medien dienen als „Erregungsbeschleuniger“. Sie sind grundsätzlich schädlich. Dabei hat es die „gute alte Zeit“ der unabhängigen Medien nie gegeben. Das müssen wir uns klarmachen. Anschläge auf die Pressefreiheit wird es immer geben. Und wir Deutschen wissen ja, was Propaganda ist. Gerade deshal ist guter Journalismus heute unverzichtbar. Er muss an seinen „Standards“ festhalten und die Vielfalt sichern. Gut wäre manchmal mehr Mut zu starken Thesen (SZ 6./7.25).

Andreas Voßkuhle ist Direktor des Instituts für Staatswissenschaft und Rechtsphilosophie an der Universität Freiburg, von 2010 bis 2020 war er Präsident des Bundesverfassungsgerichts.

5525: Thüringens Verfassungsschutz-Präsident kritisiert Alice Weidel (AfD).

Samstag, Dezember 6th, 2025

Der Präsident des Thüringer Verfassungsschutzes, Stephan Kramer, wirft Alice Weidel (AfD) die Verhöhnung von Stasi-Opfern vor. Weidel hatte den Verfassungsschutz mit der Stasi gleichgesetzt. Sie nannte die Mitarbeiter des Verfassungsschutzes „schmierige Stasi-Spitzel“. Nach Kramer schützt der Thüringer Verfassungsschutz nicht die Obrigkeit und ein Willkür- und Unrechts-Regime, sondern mit rechtsstaatlichen Mitteln die freiheitlich-demokratische Grundordnung, den „Wesenskern“ unseres Grundgesetzes. Der AfD gehe es nur darum, die Menschen einzuschüchtern (SZ 6./7.12.25).

5524: Wehrdienstgesetz und Rentenpaket im Bundestag beschlossen.

Freitag, Dezember 5th, 2025

Das Rentenpaket bekam mit 319 Stimmen sogar eine „Kanzlermehrheit“.

5523: Böllerverbot gefordert.

Freitag, Dezember 5th, 2025

Mehr als 2,2 Millionen Menschen haben die Petition „Bundesweites Böllerverbot JETZT“ unterzeichnet. Sie wurde von der Gewerkschaft der Polizei Berlin an den Vorsitzenden der Innenministerkonferenz, Ulrich Mäurer (SPD), in Bremen übergeben. Dort tagen die Innenministerinnen und Innenminister bis heute. „Wir brauchen ein sicheres Silvester für die Einsatzkräfte.“ (SZ 5.12.25).

5520: Polen und Deutschland sind verbunden.

Dienstag, Dezember 2nd, 2025

Polen und Deutschland haben vereinbart, die militärische Zusammenarbeit zu verstärken, um der russischen Agression besser  Herr werden zu können. Es geht um ein „unerschütterliches Engagement für eine verstärkte Partnerschjaft in Sicherheits- und Verteidigungsfragen sowohl bilateral als auch in der EU und der Nato“. Das haben Regierungsdelegationen unter Donald Tusk und Friedrich Merz beschlossen (SZ 2.12.25).

Das ist genau der richtige Weg. Wir Deutschen haben an Polen ja manches gutzumachen!

5519: Schulleiter beklagen Mängel.

Sonntag, November 30th, 2025

Wie eine Befragung von 1300 Schulleitungen durch den „Verband Bildung und Bildung“ (VBE) ergab, beklagen Schulleiter seit langem Mängel an den Schulen. Wie Zeitnot, wachsende Arbeitsbelastung, bauliche Mängel. Nur an 47 Prozent aller Schulen waren zu Beginn des Schuljahres 2025/26 alle Lehrerstellen besetzt. Besonders betroffen sind Förder- und Sonderschulen. „Der Lehrkräftemangel bleibt das Problem unserer Zeit.“ (SZ 29./30.11.2025)

5518: Willi Winkler über Hannah Arendt

Freitag, November 28th, 2025

Willi Winkler ist ein linker Journalist, der trotzdem manche klugen Einsichten und Erkenntnisse hat und uns daran teilhaben lässt. Jetzt hat er eine Biografie über Hannah Arendt geschrieben:

Hannah Arendt – ein Leben. Berlin 2025, 512 Seiten, 32 Euro.

Für unsere größte Philosophin hat Winkler offenbar Sympathien. Auch das spricht für ihn. Winkler hat bisher nie verwendete Quellen genutzt. Er erfasst Arendt als transatlantische Medienintellektuelle. Mit Arendts Liebe zu dem Nazi-Intellektuellen Martin Heidegger geht Winkler souverän um. Aber bei Arendt gibt es natürlich auch manche Widersprüche. Sie hat die US-Verfassung bewundert und den Niedergang der US-Demokratie bedauert. Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft 1951, Über die Revolution 1963, Eichmann in Jerusalem 1964 stehen für Arendts Werk (SZ 28.11.25).

5516: Ukraine-Friedensplan funktioniert nicht.

Donnerstag, November 27th, 2025

Der Kriegsverbrecher Putin will die Ukraine vernichten. Dem Ignoranten Trump ist die Uktaine egal. Das sind die Hauptgründe dafür, dass die sigenannten Friedensbemühungen (28-Pumte-Plan) scheitern müssen.

Der Historiker Timothy Snyder liefert noch sechs weitere differenzierte Gründe dafür:

1. Das Risiko eines Atomkriegs würde steigen.

2. Das Prinzip der Unverletzlichkeit der Grenzen würde mit Füßen getreten.

3. Der Kriegsverbrecher würde zu weiteren Verbrechen ermutigt.

4. Dagegen würde nur ein NATO-Beitritt der Ukraine helfen.

5. Europa hat der Ukraine geholfen, aber nicht genug, Insbesondere militärisch.

6. Trumps Plan funktioniert nicht. Die Ukraine muss weiter kämpfen.

(SZ 27.11.25)

5514: Florian Illies: Die Manns: eine Familienaufstellung

Mittwoch, November 26th, 2025

1. Die Familie von Katia und Thomas Mann ist wohl die bekannteste in Deutschland. Und eine der kaputtesten. Es gibt Berge von Briefen und Tagebüchern. Hermann Kurzke, Tilmann Lahme und Florian Illies haben sie ausgewertet.

2. Sie hatten sechs Kinder: Erika, Klaus, Golo, Monika (Mönle“), Elisabeth („Medi“) und Michael, von denen zwei, Klaus und Michael, Selbstmord begingen. Wie in der Generation davor auch schon Thomas‘ Schwestern Julia und Carla.

3. Es herrschte eine große Gefühlskälte. Alle versuchten, dem Vater zu gefallen. Zum Schutz wurde Ironie angewandt.

4. Der hatte zwei Lieblinge: Erika und Elisabeth. Monika war das schwarze Schaf.

5. Klaus war ein großer Schriftsteller („Wendepunkt“, „Mephisto“).

6. Golo galt als „Kauz“. Er war immerhin Prodessor für Geschichte und hat den vielseitigen „Wallenstein“ verfasst. Tilmann Lahme hat ihm eine höchst lesenswerte Biografie gewidmet. Golo hat sich auf dem Kilchberger Friedhof in Zürich weit weg von seinen Eltern begraben lassen.

7. Einige Familienmitglieder wurden Zeit ihres Lebens von den Eltern materiell unterstützt.

8. Es gab häufigen und heftigen Drogenkonsum.

9. Als Eltern waren Katia und Thomas Mann liberal.

10. Monika sagte: „Die zwei Jahrzehnte, die ich im Elternhaus am Mittagstisch verbracht habe, fühlen sich in der Erinnerung wie zwei Jahrtausende an.“

11. Golo fing mit dem Schreiben erst nach dem Tode des Vaters 1955 an.

12. Klaus war politisch sehr scharfsinnig und kritisierte 1933 etwa Gottfried Benn. Er gründete in Amsterdam die Zeitschrift „Die Sammlung“, an der sein Vater trotz vorher gegebener Zusage nicht mitarbeitete.

13. Heinrich Breloers Dokumentation „Die Manns – Ein Jahrhundertroman“ von 2001 hat der Erkenntnis über die Familie Mann sehr gedient.

14. Thomas Mann ist so gegenwärtig wie nie vorher. Durch das 100-jährige Jubläum seines Weltklasseromans „Zauberberg“ 2024 und seinen 150. Geburtstag 2025.

15. Golo Mann war es 1933 gelungen, die Bücher und Möbel der Familie unbemerkt von den Nazis ins Ausland bringen zu lassen.

16. Erika schrieb 1933 an Klaus: „Was ist uns in unseren jüngeren Jahren doch für eine Last auf die Schultern gelegt worden durch unseren unmündigen Vater.“

17. „Was für eine schrecklich nette Familie.“ (Die Zeit, 13.11.25)

 

 

5513: Friedländerplatz in Berlin

Mittwoch, November 26th, 2025

Berlin benennt den Vorplatz des Abgeordnetenhauses nach der Holocaust-Überlebenden Margot Friedländer. Als Jüdin war sie von den Nazis nach Theresienstadt verschleppt worden. 1945 ging sie mit ihrem Mann in die USA. Erst mit 88 Jahren kam sie zurück und fungierte seither als Friedensbotschafterin in Hochschulen und Schulen. Ihr Motto: „Seid Menschen.“ Margot Friedländer ist in diesem Jahr im Alter  von 103 Jahren gestorben (SZ 26.11.25).

Eine sehr gute Entscheidung Berlins.