3533: Herfried Münkler 70

Prof. Dr. Herfried Münkler ist einer der wichtigsten Politikwissenschaftler in Deutschland. Vielleicht der wichtigste. Er wird 70 Jahre alt. Zu seinen vielen Publikationen fügt er mit

Marx, Wagner, Nietzsche. Welt im Umbruch. Berlin (Rowohlt) 2021; 720 S.; 34 Euro

eine relativ dicke Schwarte hinzu (Alexander Cammann, Die Zeit 12.8.21). Er behandelt darin drei Revolutionäre der bürgerlichen Epoche. Sie werden selten zusammen gesehen und in einem Atemzug genannt.

Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) schreibt über Münkler (FAZ 14.8.21): „Münkler nimmt nicht nur die Wissenschaft in die Pflicht, sondern fordert uns alle – indem er sich für die deliberative Demokratie starkmacht. Indem er auf den öffentlichen Prozess des Nachdenkens und Abwägens pocht. Indem er den Bürgern zumutet, sich zu informieren, zu lernen und die eigene Urteilskraft zu entwickeln – auch aus Sorge, dass die Demokratie sonst von ihren Wurzeln her austrocknen könne. Der Wissenschaftler argumentiert als verantwortungsbewusster Citoyen, der die besonderen Herausforderungen der Deutschen in ihrer Mittellage im Blick hat – noch so ein Begriff, den der Wissenschaftler im öffentlichen Diskurs wieder fruchtbar gemacht hat. Denn Deutschlands geografische Position in der Mitte Europas erfordert laut Münkler eine ‚kluge Bürgerschaft‘. Es zeichnet ihn aus, dass er selbst dazu seit Jahren einen Beitrag leistet.“

In einem Interview mit Ralph Bollmann (FAS 8.8.21) antwortet Herfried Münkler auf die Frage

Gibt es ein Zurück hinter diese Entzauberung der Welt?

„Die Idee des Fortschritts, die das 19. und 20. Jahrhundert angetrieben hat, ist aufgrund begrenzter Ressourcen an ein Ende gekommen. Selbst der späte Marx beschäftigte sich mit ökologischen Fragen, Wagner stellte die Idee des Weltenbrands ins Zentrum, und Nietzsche schuf die Figur des letzten Menschen. Alle drei hatten einen Blick dafür, dass das Projekt der materiellen Ausbeutung der Erde endlich ist – und dass es eine Dimension der Selbstzerstörung hat.“