3870: „Süddeutsche Zeitung“ (SZ) schaltet um.

Unter Experten ist es seit langem kein Geheimnis, dass die SZ die beste deutsche Tageszeitung ist. Die dringend gebraucht wird. Das bezieht sich nicht nur auf die Universalität der Berichterstattung und ihre Meinungsfreude, sondern – um nur ein Beispiel zu nennen – auch auf die Medizin-Berichterstattung. Nun wurde der SZ – nicht zuletzt wegen der Corona-Pandemie – 2020 vom Mutterkonzern, der Südwestdeutschen Medienholding (SWMH), ein Sparkurs verordnet. Der hat sich negativ ausgewirkt. Wichtige Journalisten verließen das Haus. Rund 50 Stellen hat die SZ abgebaut. Gegangen sind knapp 90. Durch ein freiwilliges Ausstiegsprogramm.

Nun haben die Chefredakteure, Judith Wittwer und Wolfgang Krach, eine Kehrtwende verkündet. Sie beziehen sich auf 35 Neueinstellungen. 25 sollen noch folgen. Gestärkt werden soll neben den Bereichen Investigative Recherche und Wissen vor allem die „SZ am Wochenende“. Das begreifen sogar die Anzeigen-Hanseln der SZ. Wolfgang Krach kritisierte den Mutterkonzern für seine „viel zu pessimistischen Prognosen“. Auch die 2020 ausgerufene Kurzarbeit sei „eindeutig verkehrt“ gewesen. Als Folge davon habe die SZ, die 2020/2021 eines ihrer besten Ergebnisse seit Jahren ablieferte, „heute definitiv zu wenig Leute, um all die Ideen umzusetzen, die wir in der Redaktion jeden Tag haben“. (Steffen Grimberg, taz 12.5.22)