3522: Berlin-Karlshorst: Ausstellung über die Ermordung von Rotarmisten

1955 unterließ Konrad Adenauer bei seinen Verhandlungen in Moskau jeden Hinweis auf deutsche Massenverbrechen im Zweiten Weltkrieg. Erst 1978 verwies der Heidelberger Historiker Christian Streit in seiner Dissertation auf die 5,7 Millionen Rotarmisten, die in deutsche Gefangenschaft gerieten. Von ihnen kamen in den deutschen Lagern 3,35 Millionen unter entsetzlichen Umständen zu Tode. Viele wurden schon auf dem Transport in die Stammlager erschossen. Die Verantwortung trug die Wehrmacht, die mit den „Einsatzgruppen“ zusammenarbeitete. Sie bestellte keine Wolldecken und Baracken, sondern 250 Tonnen Stacheldraht. Dies alles können wir in einer Wanderausstellung im Deutsch-Russischen Museum in Berlin-Karlshorst besichtigen.

Eine Hauptrolle spielte der „Kommissarbefehl“ vom 6. Juni 1941, wonach Politkommissare und Juden sofort zu erschießen seien. Damit sollte die Führungsebene der Sowjetunion eliminiert werden. Die deutschen Lager blieben bis 1945. Nach der Kapitulation am 8. Mai 1945 wurden bis März 1946 1,5 Millionen Kriegsgefangene „repatriiert“. Auf Stalins Befehl wurden sie diskriminiert und in der Heimat als Deserteure und Verräter behandelt. Viele wurden zu Zwangsarbeit verurteilt. Erst 1995 wurden die russischen Opfer vollständig rehabilitiert. 2015 leistete die Bundesregierung eine symbolische Anerkennungszahlung. Der Begleittext zur Wanderausstellung in Berlin-Karlshorst liest sich wie der Folgeband zu der Publikation über die Wehrmachtsausstellung 1996 (Knud von Harbou, SZ 9.8.21).