3375: Konzertierte Aktion von Schauspielern geht schief.

53 teils recht prominente Schauspieler haben in Kurz-Videos ihren Unmut über die Corona-Bekämpfungspolitik kundgetan. Das ist ihr gutes Recht. Nun gelten Schauspieler weithin ja nicht als die Hellsten, was sich bei dieser Aktion auch wieder zeigt. Zumal die häufig genutzten Mittel der Ironie oder der Satire von sehr Vielen nicht verstanden werden.

Was die Angelegenheit hier aber prekär macht, ist der Beifall von der falschen Seite: Alice Weidel (AfD), Attila Hildmann (Querdenker), Hans-Georg Maaßen (CDU-Kandidat in Thüringen). Wenn die Springer-Presse hier mittut, ist das nur ein Zeichen dafür, dass ihr der „größte Erfolg der Querdenker-Szene“ egal ist.

Natürlich kann man sich an Jan-Josef Liefers Auftritt auf dem Berliner Alexanderplatz am 4. November 1989 erinnern, nach dem fünf Tage später die Mauer fiel. Aber dabei muss man die Unterschiede im Kopf haben. Die 53 Videos präsentieren ein beklemmend geschlossenes Weltbild. Fehlen bloß noch Impfgegner. Und die Toten und die Schwerkranken. Heike Makatsch hat ihr Video zurückgezogen. Richy Müller erklärte sich für „blauäugig“. Von den 53 Videos blieben nur 37 im Netz.

Es gab Widerspruch aus Künstler- und Schauspielerkreisen. Von Nora Tschirner, Christian Ulmen, Elyas M’Barek, Wayne Carpendale. Hans-Joachim Wagner schrieb: „Meine Güte! Wir Schauspieler sind sicher nicht die Hellsten. Aber das ist von einer selbstgefälligen Dämlichkeit, die selbst mich überrascht. Zu diesem Zeitpunkt, diese Aktion von privilegierten Großdarstellern?“

Sandra Hüller schrieb: „Leute. Bitte“

(Jörg Thomann, FAS 25.4.21)