4054: Was wird am Westen so gehasst ?

Der Soziologe Armin Nassehi macht sich Gedanken darüber, warum der Westen manchmal so gehasst wird (SZ 27.9.22). Ich vereinfache seine Aussagen:

1. Der Russische Ideologe Alexander Dugin kämpft gegen die „fortschreitende Befreiung des Individuums von allen Formen  der kollektiven Identität“ und gegen die Idee des individuellen Entscheidens über die eigenen Lebensverhältnisse.

2. Als potentielle Verbündete sieht Dugin den Trumpismus und die chinesische Repression.

3. Solche Orientierungen an „natürlichen“ Ordnungen, an unvermeidlichen Gemeinschaften „docken stets an Sexualität an, vor allem an nicht-heterosexuellen Orientierungen.“

4. Es geht um die Kritik an der „Komplexität einer Gesellschaft“.

5. Auf der Documenta 15 wurde der westliche religiöse, rassistische und eliminatorische Antisemitismus zu einer Fußnote der Unterdrückungsgeschichte der Menschheit degradiert, eine Relativierung des Holocaust.

6. Der „globale Süden“ wurde dort „verkitscht“.

7. Talcott Parsons, einer der Väter der Soziologie, erklärte schon 1965, dass die USA erst dann eine vollständig moderne Gesellschaft seien, wenn die volle Inklusion der Schwarzen gelungen sei.

8. Die rechte Kritik hält dem Westen vor, dass der vollständig befreite Mensch erst recht unfrei sei.

9. „Wer sich etwa über die Verwendung heute rassistischer Begriffe bei Kant beklagt, wird feststellen, dass beides gleichzeitig vorkommt: der (zumindestens begriffliche) Rassismus und die besten Argumente gegen den Rassismus.“

10. Dass auch der Westen scheitern kann, „wird wohl in der Figur des Juden als eines inneren Fremden deutlich, dessen größtes Verbrechen darin besteht, welchen Aufwand man treiben musste, ihn als fremd zu markieren“.