3654: Mathias Döpfner in der Krise

Der Vorstandsvorsitzende von Springer, Mathias Döpfner, 58, steht in der Gefahr, als Vorsitzender des „Bundesverbands Digitalpublisher und Zeitungsverleger“ (BDZV) (seit 2016) abgewählt zu werden (Basisinformationen in Wilfried Scharf: Grundzüge der Kommunikationspolitik des BDZV, sozialwissenschaftliche Diplomarbeit, Göttingen 1972). Grund dafür ist eine SMS an einen Schriftsteller,  in der Döpfner behauptet hatte, der „Bild“-Chefredakteur sei der letzte und einzige Journalist, der noch „mutig gegen den neuen DDR-Obrigkeitsstaat“ in Deutschland aufbegehre. Viele Zeitungsverleger sahen dadurch ihre Branche verunglimpft und forderten den Rücktritt Döpfners. Sollte er abberufen werden, müsste eine BDZV-Delegiertenversammlung einen Nachfolger wählen.

Döpfner studierte Germanistik und Musikwissenschaft und arbeitete seit 1982 als Musikkritiker für die FAZ. Er wechselte zu Gruner & Jahr und wurde Chefredakteur der „Wochenpost“ und der „Hamburger Morgenpost“. 1996 wurde er Chefredakteur der Springer-Zeitung „Die Welt“, 1999 Vorstandsmitglied bei Springer und 2001 Vorstandsvorsitzender. Eine glänzende Karriere. Döpfner verkaufte die „Berliner Morgenpost“, das „Hamburger Abendblatt“ und die „Hörzu“ und investierte massiv in Internetgeschäfte. Mit großem Erfolg! 2019 holte er den US-Finanzinvestor KKR als gleichberechtigten Partner an Bord. Bei Springer gibt es keine Rücktrittsforderungen. Döpfner besitzt 22 Prozent der Anteile und übt 45 Prozent der Stimmrechte aus. Friede Springer schätzt Döpfner sehr und und hat ihn zu ihrem De-facto-Erben gemacht (Caspar Busse, SZ 23.11.21).