4103: Frank Plasberg tun Politiker leid.

Cornelius Pollmer interviewt Frank Plasberg anlässlich dessen Rückzug von „Hart aber fair“ (SZ 12./13.11.22):

SZ: Wie haben Sie über all die Jahre als sehr prominenter Moderator den Bezug zur Wirklichkeit zu bewahren versucht?

Plasberg: Ich habe meiner eigenen angeblichen Bedeutung immer misstraut. Mein Erfolg war, die eigene Durchschnittlichkeit als Maßstab zu nehmen. Und was unsere Sendung betrifft, stand es nie zur Diskussion, mit der Firma aus Düsseldorf nach Berlin zu gehen. Die Stadt finde ich großartig – aber die Selbstreferenzialität speziell des Medienbetriebes, die sich auch in manchen Sendungen widerspiegelt, die war zum Glück nie eine Gefahr für uns. … Meine Einstellung zur Politik .. hat sich, ich würde sagen, .. verändert. … Weil ich das, was man von einem „Hart aber fair“-Moderator erwartet, zunehmend nicht mehr bereit bin zu liefern. Politiker so hart ranzunehmen, bis an die Grenze der Bloßstellung. … Wenn ich heute sehe, welche Arbeitsleistung Politiker bringen, wie sie nicht nur im Internet bepöbelt werden, wenn ich sehe, dass manche ohne Personenschutz nicht mal ’ne Pizza essen gehen können, dann fehlt mir die Unbefangenheit, die Beißzange anzusetzen. Das kann man Altersmilde nennen …

SZ: Und in welche Sendung würden Sie demnächst gerne einmal selbst eingeladen werden?

Plasberg: Ich hau jetzt mal einen raus: zu Markus Lanz, um das Thema „kollegiale Freundschaft in dünner Luft“ zu besprechen – das hätte auch den Vorteil, dass Markus mal eine andere Perspektive als die aus der philosophischen Kemenate von Precht zu hören bekommt. Und der hätte frei – da hätten alle was davon!