4087: Charlotte Knobloch 90

Die ehemalige Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland (2006-2010), Charlotte Knobloch, wird 90. Überlebt hatte die geborene Müchenerin den Nationalsozialismus nur, weil eine ehemalige Haushälterin ihres Onkels, Kreszentia Hummel, bereit war, Charlotte als ihr uneheliches Kind auszugeben. So wuchs Frau Knobloch in dem fränkischen Dort Arberg auf, das heute 2.000 Einwohner hat. Sie gehörte zu den Dorfkindern, arbeitete mit auf dem Feld und wusste ursprünglich nicht, was ein „Judenkind“ ist. Kreszentia Hummel wurde nach ihrem Tod in Yad Vashem als Gerechte unter den Völkern geehrt.

Charlotte Knobloch heiratete mit 19 Jahren einen Überlebenden des Krakauer Ghettos. Sie bekam drei Kinder, eine Tochter lebt in Israel. 1985 übernahm Knobloch die Leitung der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern. Ihre verbandspolitische Linie war nicht immer unumstritten. So trat sie gegen die Verlegung von Stolpersteinen ein. Das Thema, das Charlotte Knobloch stets begleitete, ist der Antisemitismus, der gerade wieder stärker wird. Seit Jahren wird Frau Knobloch bei öffentlichen Auftritten von Bodyguards begleitet (Alexandra Föderl-Schmid, SZ 29./30.10.22).