4086: Wolf Biermann hat schon 2007 vor Putin gewarnt.

Wolf Biermann wurde 1976 von der DDR die Wiedereinreise verweigert. Er war dorthin als 16-jähriger 1953 von Hamburg ausgereist. Er stammt aus einer jüdisch-kommunistischen Familie. Sein Vater Dagobert war Widerstandskämpfer gegen die Nazis und wurde 1943 in Auschwitz ermordet. Biermanns Protestsongs konnte die DDR nicht ertragen. Manche sagen, mit Biermanns Weggang aus der DDR habe deren Niedergang begonnen. Von vielen Kommunisten wird Biermann heute und seit langem gehasst.

Er hatte 2007 in seiner Laudatio auf Angela Merkel anlässlich der Verleihung des Leo-Baeck-Preises gesagt:

„Ich halte Russlands Stabilisator Putin aus deutscher Sicht für höchst instabil; denn Gasmann Schröders lupenreiner Demokrat kopiert seinen blutigen Vorgänger Stalin.“

In einem Interview mit Alexandra Föderl-Schmid (SZ 29./30.10.22) ergänzt Wolf Biermann seine Perspektive:

SZ: Sie selbst bezeichnen sich als „kriegsgebranntes Kommunisten- und Judenkind“ und haben einmal erklärt, Sie waren immer für den Frieden, aber niemals ein Pazifist. Gilt das immer noch?

Biermann: Ich kann ja kein Pazifist sein. Wenn nicht amerikanische und russische, englische Soldaten ihr Leben aufs Spiel gesetzt hätten im Kampf gegen die Nazis, dann würde einer wie ich gar nicht leben. Also wäre das eine verlogene Pose, wenn Biermann Pazifist wäre.

SZ: Nun gibt es in Deutschland Kritik an den Waffenlieferungen an die Ukraine. Gerade in der SPD und bei den Linken tut man sich mit diesem Thema sehr schwer.

Biermann: Na ja, das sind Dummheiten aus Klugscheißer-Motiven. Natürlich ist das Liefern von Waffen schrecklich. Was hat mein Vater getan? Sabotage gegen Waffenlieferungen im Hamburger Hafen, wo die Schiffe mit Waffen abgingen für den Faschisten, den Putschgeneral Franco. Dann kam mein Vater sechs Jahre ins normale Gefängnis und wurde dann nach Auschwitz gebracht und ermordet. Aber es ist immer ein großer Unterschied, ob man Leuten Waffen liefert, die für ihre Freiheit kämpfen, oder für Leute, die andere Völker überfallen, besetzen und ausrauben wollen.

SZ: Bundeskanzler Scholz hat gesagt, es breche eine Zeitenwende an. Es werden nun hundert Milliarden ausgegeben für die Aufrüstung. Halten Sie das für richtig?

Biermann: Ja. Weil ich die Erfahrung gemacht habe, dass man sich verteidigen muss gegen ein Mordregime. …

Und stehe auch einem Volk bei, wenn es Not ist wie jetzt die Ukraine in Putins Vernichtungskrieg. Der nicht mal Krieg genannt werden darf im russischen Riesenreich dieses Diktators. Dieser kleine Bloody-Wladimir ist der legitime Sohn aus der Ehe Stalin – Hitler. Und sein Krieg ist nicht hybrid, nicht verdeckt. Es ist ein banaler blutiger, ein altmodischer Krieg mit modernen Waffen. Für mich, den Zweckpessimisten, ist es der Beginn eines Dritten Weltkrieges.