4031: Vernichtendes Urteil über die Documenta

Der für seine klugen Analysen bekannte Nils Minkmar (SZ 13.9.22) berichtet von der Intervention des Expertengremiums, das die Aufgabe hat, die Documenta 15 in Bezug auf Antisemitismus zu evaluieren. Es sah sich dazu gezwungen einzuschreiten.

1. Dem Expertengremium gehören an: als Vorsitzende die Politologin Nicole Deitelhoff, die Soziologin Julia Bernstein, die Antisemitismusforscherin Marina Chernivsky, der Historiker Peter Jelavich, der Jurist Christoph Möllers.

2. Eine solche Erklärung führender Wissenschaftler in der Bundesrepublik hat man bisher noch nicht lesen müssen.

3. Die Experten schlagen Alarm.

4. Insbesondere geht es um die Vorführung von propalästinensischen Prpagandafilmen aus den sechziger bis achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Die Filme werden immer noch gezeigt.

5. „Hoch problematisch an diesem Werk sind nicht nur die mit antisemitischen und antizionistischen Versatzstücken versehenen Filmdekumente, sondern die zwischen den Filmen eingefügten Kommentare der Künstlerinnen, in denen sie den Israelhass und die Glorifizierung von Terrorismus des Quellmaterials durch ihre unkritische Diskussion legitimieren.“

6. Überall das gleiche Muster: Israel als Opressor, als Kolonialmacht, als neue faschistische Bedrohung.

7. Die Organisation der Documenta 15 hatte kein Konzept, damit diskursiv umzugehen.

8. Vielmehr hat sie eine „antizionistische, antisemitische und israelfeindliche Stimmung zugelassen“.

9. „Ein schlimmeres Urteil durch besonnene Menschen kann man sich in der Bundesrepublik nicht vorstellen.“

10. Fundamental

falsch

ist der Begriff des „globalen Südens“. Hinter ihm verstecken sich alle möglichen Dunkelmänner und -frauen.

11. Der berüchtigte „Antikolonialismus“ dient als Tarnung. Er wird stets eingesetzt, wenn es darum geht, dem Westen zu schaden.

12. Die verwandten Vorurteile sind heute oft nur noch denen bekannt, „die sich noch an die mitunter blank antisemitisch verfärbten westdeutschen, erst nur linken, dann auch grünen K-Gruppen der Siebziger- und Achtzigerjahre erinnern“.

13. Ruangrupa über die Erklärung der Experten: „Wir sind verärgert, müde, traurig, aber vereint.“ Ruangrupa sieht Zensur und Unwissenschaftlichkeit. Ruangrupa will sich „ab sofort, überall und in den kommenden Jahren von der Documenta zurückziehen“.

14. „Solche Leute durften die Documenta leiten.“

15. „Der gesamte Apparat Documenta braucht nach dieser historischen Blamage einen Neustart und nur mit etwas Glück reichen die fünf Jahre bis zum nächsten regulären Termin. Die laufende, fünfzehnte Documenta müsste eigentlich nicht Ende kommender Woche beendet werden. Sondern sofort.“