3567: Zur Lage von „Bild“ und „Welt“

Caspar Busse (SZ 22.9.21) interviewt das für das journalistische Geschäft zuständige Vorstandsmitglied der Axel Springer AG, Jan Bayer, 51, über die Lage des Verlags.

Bayer: Wir stecken einen dreistelligen Millionenbetrag alleine in den Ausbau unserer Geschäfte. Von den 16.000 Mitarbeitern bei Axel Springer arbeiten 9.000 im Medienbereich, davon sind 2.400 Journalistinnen und Journalisten, und das sollen innerhalb der nächsten fünf Jahre mehr als 3.000 werden, ein Viertel mehr. …

SZ: In Deutschland haben Sie in Bild-TV investiert und 70 neue Stellen geschaffen. Was versprechen Sie sich davon?

Bayer: Wir invstieren in die journalistische Zukunft von Bild, Bild-Live, also das Bewegtbild-Angebot von Bild, ist für mich Teil unserer Digitalstrategie. Bewegtbild wird immer wichtiger. Mittelfristig wird Bild-Live ein wichtiger Teil unseres Bezahlangebots, also von Bild-plus. Denn wir sind überzeugt davon, dass hervorragender Journalismus nicht kostenlos sein kann. Daneben haben wir Bild auch ins Fernsehen gebracht, weil hier die Monetarisierung derzeit nochg attraktiver ist.

SZ: Wollen Sie also eine Art Fox News für Deutschland machen, nach dem Vorbild des umstrittenen Murdoch-Senders in den USA?

Bayer: Nein. Die amerikanische Medienlandschaft ist mit der deutschen auch nicht vergleichbar, vieles in den USA ist sehr ideologisiert, die einzelnen Medien stehen entweder auf der einen oder der anderen Seite. Bild lässt sich nicht in dem einen oder anderen Lager verorten. Allenfalls Anmutungen von Moderation und Sendungen von Bild-Live ist sicherlich ‚US-amerikanischer‘ als die der anderen deutschen Sender.

SZ: Die Auflage der Bild geht trotzdem seit langem dramatisch zurück.

Bayer: Die Auflage ist rückläufig, ja, aber wir stemmen uns ordentlich dagegen und haben viele Maßnahmen ergriffen. Im zweiten Quartal dieses Jahres ist die Auflage im Vergleich zum Vorjahr sogar leicht gestiegen und lag bei rund 1,2 Millionen Exemplaren. Zudem haben wir inzwischen auch 560.000 Digitalabonnenten, und diese Zahl wächst weiter. Die gedruckte Bild-Zeitung wird es noch sehr lange geben. Der Kern der Leserschaft ist sehr treu.

SZ: Wie lange wird es die defizitäre Welt noch geben, über deren Aus es … Spekulationen gibt?

Bayer: Axel Springer steht im deutschen Mediengeschäft auf zwei Beinen – Bild und Welt. Das wird auch so bleiben. Kann ich auf alle Ewigkeit garantieren, dass es unsere Zeitungen gibt? Natürlich nicht, aber das kann ich auch nicht in Bezug auf die Zeitungen der Wettbewerber. Was ich versichern kann: Wir haben überhaupt keine Pläne in diese Richtung und investieren massiv in die Digitalisierung und Zukunftsfähigkeit unserer Marken.