3525: 13 August 1961: Brandmarke DDR

Die 1940 geborene Helga Schubert schreibt in ihrem Buch „Vom Aufstehen“ über den Bau der Mauer am 13. August 1961: „Die DDR ist wie eine Brandmarke bei einem Zuchtpferd, man hat sie lebenslang.“ Dies wurde in der Zeit der Pandemie sehr deutlich. Es war nicht lustig, als die Grenzen geschlossen wurden. „Die Stunden, in denen man 1988 in Bad Schandau, an der Grenze zum ‚Bruderland‘ Tschechosslowakei, zur Leibesvisitation aus dem Zug gezerrt worden war, hatte man verdrängt. Genauso das Würgegriffgefühl, als die DDR im Oktober 1980 die Grenze nach Polen schloss, aus Angst vorm Überschwappen der Streikbewegung dort.“ (Renate Meinhof, SZ 13.8.21).

1989 wurde die Mauer von Menschen eingerissen, die gerade ihre Bürgerkraft entdeckt hatten. Sie überwanden den „antifaschistischen Schutzwall“, wie Horst Sindermann (Wolf Biermann: „O Sindermann, du blinder Mann, du richtest nur noch Schaden an, …“) ihn genannt hatte. Im Sommer 1961 waren täglich ca. 1.000 Menschen aus der DDR in die Freiheit geflohen. Der Westen duldete die Mauer, weil er keinen Atomkrieg riskieren wollte. Durch das Grenzregime starben ungefähr

700 Menschen,

140 allein an der Berliner Mauer.

Bis heute fühlen sich viele Ostdeutsche in der Bundesrepublik zurückgesetzt. Der Osten war auf direktem Weg von der Naziherrschaft in die nächste Diktatur geglitten, nachdem gegen die Sowjetunion ein Eroberungskrieg gegen die „minderwertige Rasse“ geführt worden war. Bei Kriegsende wurden viele deutsche Frauen von Sowjetsoldaten vergewaltigt. Darüber wurde geschwiegen. Es galt als Schuldzahlung für das, was deutsche Männer in der Sowjetunion angerichtet hatten. Diese selbst schwiegen auch. In Westdeutschland ist heute noch das Bild vom Mangelosten präsent, in den man Pakete schickt. 32 Jahre nach dem Bau der Mauer ist es an der Zeit, dieses Klischee zu verabschieden und die Vielfalt in Deutschland wahrzunehmen und auszubauen.