3459: Die Hohenzollern zerstören die Weimarer Republik.

Die Geschichtsprofessoren Peter Brandt (ein Sohn Willy Brandts) und Lothar Machtan haben in der SZ in zwei längeren Beiträgen (17.6. und 23.6.21) dargelegt, wie die Hohenzollern, die heute Entschädigungsforderungen an den deutschen Staat (Bund, Land Brandenburg, Land Berlin) stellen, maßgeblich dazu beigetragen haben, die Weimarer Republik zu zerstören. Ich gliedere ihre Argumente hier in einige kurze Punkte:

1. Die Weimarer Republik unter sozialdemokratischer Führung (Friedrich Ebert) trat den 1918/19 politisch gescheiterten Hohenzollern von Anfang an mit großer Kulanz entgegen. Wahrscheinlich aus Angst vor einem kommunistischen Umsturz.

2. Die Hohenzollern wurden materiell (Vermögen, Reichtümer, symbolisches Kapital) und politisch geschont. Eine kritische Aufarbeitung der preußischen Geschichte fand nicht statt.

3. Im Ausgleichsgesetz von 1926 kam es nicht zur Enteignung des Adels.

4. Konservative Machteliten (Großagrarier, Industrielle, hohe Beamte, Offiziere) hatten großen politischen Einfluss und untergruben die Autorität der Republik.

5. Es existierte eine autoritär ausgerichtete Obrigkeit, die schon vor den Nazis diktatorische Züge trug.

6. Allen voran Reichspräsident (ab 1925) Paul von Hindenburg.

7. Die Reichskanzler Franz von Papen und Kurt von Schleicher kämpften nicht gegen die Nazis, sondern trachteten danach, sich mit ihnen machtpolitisch zu arrangieren.

8. Gegenüber diesen Reaktionären erschienen die Nationalsozialisten eher als moderne politische Bewegung.

9. Gregor Strasser (NSDAP) fordert im Reichstag mehr als nur die Ablösung der Parlamentsherrschaft, er wollte die Beseitigung des ganzen „Systems“.

10. „Dass Hitler nur das einzige Ziel verfolgte, für sich selbst die absolute Herrschergewalt zu erlangen, dazu reichte der politische Verstand der nichtnazistischen Rechten offenbar nicht aus. Was noch einmal zeigt, wie sehr sie den Bezug zur realen Welt der Politik verloren hatten.“

11. 1932 betrachteten sogar die Sozialdemokraten Paul von Hindenburg als Bollwerk gegen Hitler.

12. Der setzte am 20. Juli 1932 die preußische Regierung Braun/Severing ab. Mit den Hohenzollern sympathisierte er nur mäßig. Er war an seinem Mythos als deutscher Nationalheld interessiert.

13. Die „Massen“ wollten keinen neuen Kaiser, sondern einen „Bewältiger“ der permanenten Staatskrise.

14. SPD und KPD schoben sich gemeinsam nach links (und erhielten in der letzten Wahl vor Hitlers Machtergreifung am 6.11.1932 zusammen 37,3 Prozent der Stimmen).

15. Der politische Katholizismus mit dem Zentrum und der Bayerischen Volkspartei schob sich nach rechts und erhielt 15 Prozent.

16. Die Hohenzollern mit dem früheren Kaiser und  Ex-Kronprinz Wilhelm setzten bis 1933 auf eine Restauration der Monarchie mit Hilfe der Nationalsozialisten.

17. Sie machten kein Hehl daraus, dass sie die Weimarer Republik zerstören wollten.

18. Das permanente Werben des Ex-Kronprinzen um die Einbeziehung der Nationalsozialisten in die gesamte Rechte hat erheblich dazu beigetragen, die Formierung einer konservativen Alternative zur NS-Diktatur zu paralysieren.