3439: „Panorama“ wurde schon immer von der Union angegriffen.

„Panorama“ wird 60 Jahre alt und steht in der beachtlichen Reihe politischer Magazine von ARD und ZDF („Monitor“, „Report München“, „Report Baden-Baden“, „Kontraste“, „Fakt“, „Frontal“) gut da. Unumstritten war die Sendung nie. Hauptsächlich wurde sie von der Union angegriffen, obwohl die Redaktionsleiter durchaus verschiedene politische Farben trugen:

Gert von Paczensky, Rüdiger Proske, Joachim Fest, Peter Merseburger.

„Nach der gestrigen ‚Panorama‘-Sendung scheint kein Zweifel mehr daran zu bestehen, dass ihre öffentlich-rechtliche Anstalt nunmehr dazu übergegangen ist, wohl angesichts der bevorstehenden Bundestagswahl, offen, unverhüllt und frech Wahlpropaganda für die Linke zu betreiben. (…) Darf ich fragen, woher sie den traurigen Mut hernehmen, für eine solche Fülle von Gemeinheiten auch noch höhere Zwangsgebühren zu verlangen?“ Das klingt nach Sachsen-Anhalt 2021, stammt aber aus der CDU/CSU-Bundestagsfraktion 1969. Die Union hatte schon damals Ossi-Qualitäten (wie Haseloff).

Der gegenwärtige „Panorama“-Redaktionsleiter (seit 2009) Volker Steinhoff (ausgebildet an der Georgia Augusta) verweist darauf, dass solche Angriffe für „Panorama“ nichts Besonderes seien. Beim ersten NDR-Fernseh-Chefredakteur, Gert von Paczensky, forderte „Bild“ 1963 „Der Spitzbart muss weg.“. Diese prinzipiell gegen den SED-Generalsekretär Walter Ulbricht gerichtete Formel ließ sich in der Meinung von „Bild“ gut auf Paczensky anwenden. 1971 schaltete August von Finck senior, ein ehemaliger Hitler-Bewunderer, eine zweiseitige Anzeige gegen „Panorama“. Heute finanziert er zum Teil die Eskapaden von Peter Gauweiler (CSU) gegen Europa. Das liegt alles auf einer Linie.

Ein Artikel in der „Bild“-Zeitung bewirkte, dass ein bereits abgenommener „Panorama“-Film, in dem eine Abtreibung zu sehen war, nicht gesendet werden durfte. Das erinnert uns an Polen 2021. Franz-Josef Strauß (CSU)  bezeichnete den NDR als „Reichsfernsehkammer“. Das ist heute alles wie gehabt (René Martens, taz 4.6.21). Haseloff lässt grüßen.