3413: BBC

„Für die BBC geht es jetzt um alles. Die British Broadcasting Corporation steht seit fast 100 Jahren für all das, was öffentlich-rechtlichen Rundfunk und guten Journalismus ausmacht: Glaubwürdigkeit und Verlässlichkeit. Trotz mancher Fehltritte erwuchs über die Jahrzehnte ein Vertrauen in die BBC, das nun zutiefst erschüttert wurde. Eine Untersuchung kam zu einem vernichtenden Urteil: 1995 kam das Interview mit Prinzessin Diana, einer der größten Scoops in der Geschichte der BBC, offensichtlich nur zustande, weil ein Reporter sich das Vertrauen mit gefälschten Dokumenten erschlich.

Dieser Betrug trifft die BBC in ihren Grundfesten. Ein Mitarbeiter hat gegen jene Leitlinien verstoßen, die den Granden der BBC stets heilig waren. Die Guidelines sind eine Art Glaubensbekenntnis, und darin heißt es: ‚Unser Publikum vertraut uns und erwartet von uns, dass wir uns an die höchsten redaktionellen Standards halten.‘ Es liegt jetzt an der BBC zu beweisen, dass dieser Satz trotz des Skandals noch gültig ist.

Einfach wird das nicht, denn einige der größten BBC-Kritiker sitzen in der Regierung. Und die wird den Skandal zum Anlass nehmen, das zu tun, was sie ohnehin vorhatte: die Macht der BBC beschneiden, womöglich die Rundfunkgebühr abschaffen und die Aufsichtsgremien nach ihrem Gusto besetzen. Die BBC muss um ihre Daseinsberechtigung kämpfen. Und damit um das, was sie so bedeutend gemacht hat: unbestechlichen und unparteiischen Journalismus.“ (Alexander Mühlauer, SZ 22./23./24.5.21)