3275: „Die Kirche kann es nicht allein.“

Angesichts der unfassbar vielen und häufig schwerwiegenden Verbrechen des sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche, zuletzt haben wir überwiegend aus dem Erzbistum Köln gehört, verwundert es nicht, dass Betroffene einen offenen Brief dazu in „Christ und Welt“ publiziert haben (SZ 18.2.21). Zwei Mitglieder des Betroffenenrats im Erzbistum Köln,

Patrick Bauer und Karl Haucke,

und der Sprecher der Initiative „Eckiger Tisch“,

Matthias Katsch,

fordern die Einsetzung einer Wahrheits- und Gerechtigkeitskommission durch das Parlament. Sie wollen bei ihrer Arbeit mehr Unterstützung durch die Politik. Die Kommission soll „den Aufarbeitungsprozess für das jahrzehntelange systematische institutionelle Versagen“ in den Kirchen begleiten.

„Die Kirche kann es nicht allein.“

Die Stärkung, Vernetzung und juristische Beratung von Betroffenen soll von den Kirchen finanziell unterstützt werden. Die Autoren schlagen die Gründung eines „Opfergenesungswerks“ vor, das trotz kirchlicher Finanzierung unabhängig arbeiten soll. Gefordert wird ebenso eine angemessene Entschädigung. „Bis heute hat Kirche nach unserer Beobachtung nicht akzeptiert und verstanden, dass sie als Institution schuldig geworden ist und für die Folgen haften muss.“ Auch für die Evangelische Kirche müsse eine klare institutionelle Verantwortungsübernahme durchgesetzt werden.

Über die bisherige Rolle der Politik zeigen sich die drei Betroffenen-Vertreter enttäuscht. „Es entsteht der Eindruck, man wünscht in einer neutralen Rolle zu bleiben, weil Kirche und Staat in vielen Feldern Partner sind. … Schont die Politik etwa die Kirchen, weil man genau um die gemeinsamen Leichen im Keller weiß, etwa beim dunklen Kapitel der Heimerziehung?“