3231: Renate Harpprecht gestorben

Sie hatte Auschwitz überlebt. Die 1924 in eine jüdischen Familie in Breslau geborene Renate Lasker. Ihre Eltern, der Vater Rechtsanwalt, die Mutter Violinistin, wurden 1942 deportiert und ermordet. Renate Lasker musste ins Zuchthaus, weil sie für französische Kriegsgefangene Reisepapiere gefälscht hatte. 1943 kam sie nach Auschwitz, wo sie ihre jüngere Schwester Anita, eine Cellistin, wiedertraf. Das hat ihr womöglich das Leben gerettet; denn als Mitglied des berühmten „Mädchenorchesters“ wurde Anita Lasker besser versorgt als andere KZ-Insassen. Als die Rote Armee 1944 Auschwitz näherrückte, wurden die Schwestern mit anderen ins KZ Bergen-Belsen gebracht. Hier befreite sie die britische Armee 1945. Und Renate Lasker nahm sich vor, „dass ich mir nicht den Rest meines Lebens von Hitler diktieren lasse“. Die Schwestern Lasker gingen nach London schworen sich, nie wieder deutschen Boden zu betreten, wozu es dann aber später doch kam.

Renate wurde Journalistin und arbeitete für die BBC. Schließlich sogar für den WDR in Köln. Dann berichtete sie für das ZDF aus Washington. Sie heiratete den Journalisten Klaus Harpprecht, den Thomas-Mann-Biografen und Willy Brandts Redenschreiber. Die letzten Jahrzehnte ihres Lebens wohnten die Harpprechts (Klaus starb 2016) in einem kleinen Ort in Südfrankreich. Und Renate Harpprecht wurde eine gefragte Expertin für das Leben in einem NS-Vernichtungslager. Alles gestattete sie sich und anderen, nur keine Sentimentalität! „Auschwitz erlaubt keine Altmänner-, keine Altweiberrührung.“ Renate Harpprecht ist im Alter von 96 Jahren gestorben (Matthias Nass, Die Zeit 7.1.21).