3182: Der Osten Deutschlands ist rechter als der Westen.

Manche Tatsachen mögen wir nicht und tendieren deswegen dazu, sie nicht gelten (zu) lassen (zu wollen). Mit solchen Fakten befasst sich die 1986 in Wismar geborene Schriftstellerin Anne Rabe (taz 9.12.20). Mich erinnert das an die Zeit meiner DDR-Forschung von 1975 bis 1990, wo meine fortschrittlichen Freunde mich immer fragten, warum ich solche negativen Dinge herausbekam. Sie haben sich m.E. nach 1990 bestätigt und bewahrheitet. Der total herrschende Autoritarismus der DDR ist bis heute die dominante Geisteshaltung. Anne Rabe kommt auf folgende Gegebenheiten zu sprechen:

1. Rechter als die Westdeutschen sind insbesondere die jungen Leute zwischen 14 – und 30 Jahren. Das ergibt die 10. Leipziger Autoritarismus-Studie (Langzeitstudie seit 2002).

2. Während im Westen nur 1,8 Prozent der Befragten eine rechtsautoritäre Diktatur befürworten, sind es im Osten 8,8 Prozent.

3. 43,9 Prozent der Ostdeutschen stimmen dem Satz zu: „Die Ausländer kommen nur hierher, um unseren Sozialstaat auszunutzen“ (Westen: 24,5 Prozent).

4. In Sachsen-Anhalt wurde die AfD 2016 nur deshalb die zweitstärkste Partei, weil die jungen Leute auf Grund der „Abwanderung“ deutlich in der Minderheit sind, sonst hätte die AfD gewonnen.

5. Ähnlich sah es bei den Landtagswahlen in Thüringen, Sachsen und Brandenburg aus.

6. Die heute noch jungen Menschen wurden um 1989 von Erwachsenen erzogen, die sich mit dem DDR-System arrangiert und dieses gestützt hatten.

7. Über die Fehler und Verbrechen der DDR herrschte nach 1989 vorzugsweise das große Schweigen.

8. Die jungen Leute von heute fühlen sich mit der DDR solidarisch.

9. Der extremistische AfD-Flügel um Björn Höcke hat die wirtschaftsliberale AfD abgelöst und zur Bedeutungslosigkeit verdammt.

10. Auf eine quasi automatische Verbesserung durch Wirtschaftswachstum können wir nicht hoffen, solange rechtsextreme Einstellungen von Generation zu Generation weitergegeben werden.