3054: Das Internet hält sein Versprechen nicht.

1. Erstmals wird mit dem

„Atlas der digitalen Welt“

(Campus Verlag) ein Werk vorgelegt, das exakte Daten der Online-Welt im Zusammenhang präsentiert. Vorgelegt haben es die Kölner Medienwissenschaftler Martin Andree und Timo Thomsen.

2. Bisher hatten wir nur fragmentarische Daten, die von den Unternehmen zu Werbezwecken herausgegeben wurden.

3. Eine Ausnahme ist das „GfK Crossmedia Link Panel“, das bei 16.000 repräsentativ ausgewählten Deutschen deren Online-Verhalten protokolliert (analog zur üblichen quantitativen Medienforschung bei Presse, Radio und Fernsehen).

4. Beantwortet werden folgende Fragen: Wie viel Zeit verbringt man auf einer Seite? Wo geht man von dort aus hin? Wie verteilt sich die Zeit im Internet auf Shopping, Nachrichtenlesen, Social Media etc.

5. Das Gesamtergebnis: Das Internet hält sein Versprechen nicht, die einzelnen Nutzer zu stärken, es stärkt vielmehr die Großkonzerne

Alphabet (mit Google und Youtube), Amazon, Apple und Facebook.

6. Die sieben größten Unternehmen der digitalen Welt haben derzeit mehr als 50 Prozent der gesamten Internetnutzung auf ihren Seiten.

7. 71,8 Prozent der Verweildauer konzentrieren sich auf die 100 meistgenutzten Internetadressen.

8. 85,8 Prozent der Online-Zeit verbringen die Nutzer auf den Seiten der 500 stärksten Plattformen, also bei den oberen 0,38 Prozent.

9. Blogs sind praktisch unbedeutend. Ein Siebtel der Nutzer schaut überhaupt einmal auf einen Blog. Im Durchschnitt zwei Minuten pro Monat.

10. 83,3 Prozent der Deutschen über 14 Jahren sind regelmäßig online (damit: fast zwölf Millionen nicht).

11. Inzwischen wird das Smartphone mehr genutzt als der Computer.

12. Auf Amazon und Ebay verbringen die Kunden etwa eine Stunde pro Monat, bei Otto sechs Minuten.

13. 36 Prozent aller User landen nach der Nutzung von Facebook bei einem anderen Angebot des Konzerns.

14. Die Verhandlungen zwischen der Arbeitsgemeinschaft Videoforschung (AGF) und Google sind gescheitert. Die Konzerne wollen ihre Daten, ihr Herrschaftswissen, nicht hergeben.

15. Youtube konnte nicht in das System der AGF integriert werden. Dies hatte die Werbewirtschaft schon seit langem gefordert, um endlich die Reichweiten von Fernsehsendern und Youtube-Daten vergleichbar zu machen.

16. Genau so erging es in Großbritannien dem Broadcaster’s Audience Research Board (BARB) (Thomas Lindemann, FAS 20.9.20).

Das Ganze ist wohl aussichtslos. Es herrscht von Silicon Valley aus der Monopolkapitalismus.