2879: Spike Lee analysiert und betet.

Der bekannte US-Regisseur Spike Lee, geb. 1957, gehört zum „New American Cinema“ der achtziger und neunziger Jahre des 20. Jahrhunderts („Do the Right Thing“ 1988, „Malcom X“ 1992, „Inside Man“ 2006, „Kobe Doin‘ Work“ 2009, „BlacKkKansman“ 2018). Sein Thema ist der Rassismus und speziell die Diskriminierung von Afroamerikanern. So sieht er in den Überschwemmungen in New Orleans in Folge des Hurrikans Catrina keine Naturkatastrophe, sondern eine Kette von menschlichem Versagen auf Grund von Rassismus. Noch vor der Ermordung von George Floyd hat Rüdiger Sturm Spike Lee für die SZ (6./7.6.20) interviewt.

SZ: Warum sind die Wunden dieser Spaltung nie verheilt? Und wäre das überhaupt möglich?

Lee: Wenn Sie wissen wollen, warum die Wunden nicht verheilen, müssen Sie sich anschauen, wie die USA entstanden sind. Dieses Land verdankt seine Existenz der Tatsache, dass man den Ureinwohnern ihr Land weggenommen und viele Menschen versklavt hat. Das war der Anfang und ist bis heute der Grund, warum die USA so mächtig geworden sind. Mich stört es, wenn heute von Gründervätern gesprochen wird – diese weißen Männer, sie hielten Sklaven. Wenn das die Entstehungsgeschichte eines Landes ist, dann stimmt doch etwas nicht. George Washington, der erste Präsident der Vereinigten Staaten, besaß 123 Sklaven. Amerikanische Ureinwohner wurden in Konzentrationslager gesperrt. Diese Anfänge begleiten uns bis heute.

SZ: Eine Welt, in der Afroamerikaner noch immer in Gefahr sind – und wie Bürger zweiter Klasse behandelt werden.

Lee: Absolut! Gerade erst wieder hat die große Pandemie wieder die Ungerechtigkeiten unseres Gesundheitssystems offengelegt. Die Todesrate unter Schwarzen ist viel höher als bei allen anderen. Wenn wir daraus nichts für die Zukunft lernen und etwas ändern, sind diese Menschen umsonst gestorben. Dass diese Lektion nicht umsonst ist, dafür bete ich, das ist meine Hoffnung.

Bei seinen Gegnern gilt Spike Lee als Italiener-Hasser. Er verfüge über reichlich negative Stereotype gegenüber Franzosen, Hispanics, Koreanern und Juden. Ja, als Antisemit gilt Spike Lee auch.