2348: Koerfer: „Das war reine Prostitution. Pure Kriminalität“

Adrian Koerfer war von 1968 bis 1975 an der Odenwaldschule. Er wurde dort von Wolfgang Held missbraucht. Inzwischen ist er seit neun Jahren an der Aufklärung der dortigen Vorgänge beteiligt. Die Schule hatte jahrzehnteland einen guten Ruf. Prominente wie Richard von Weizsäcker, Alfred Neven du Mont, Siegfried Unseld oder Walter Jens schickten ihre Kinder dorthin. Die „Zeit“-Herausgeberin Marion Gräfin Dönhoff war eine enge Freundin des Erziehungswissenschaftlers Hartmut von Hentig, des Lebensgefährten von Schulleiter

Gerold Becker.

Den bezeichnet Koerfer in einem Interview mit Stephan Lebert (Die Zeit 28.3.19) als „monströsen Serienvergewaltiger“. Ich bringe hier weitere Auszüge aus den Statements von Adrian Koerfer.

„Irgendwann fing es mit den berühmten Mittagsschläfchen an: Komm mit, sagte Held. Was da stattfand? Wir befriedigten uns gegenseitig. Es kam immer irgendwann der Satz von Held: Soll ich jetzt kommen? Alles war schweinisch und ekelhaft, das war mir aber gar nicht bewusst. Ich kannte Sexualität nicht, ich habe sie bei Wolfgang Held gelernt. Das muss man sich vorstellen: Es macht verrückt.“

Über die gesponserten Urlaubsreisen mit Wolfgang Held nach Griechenland: „Das war reine Prostitution. Pure Kriminalität, das hatte nichts mit dem sogenannten Zeitgeist zu tun.“

„Kein einziger Täter der Odenwaldschule wurde zur Rechenschaft gezogen. Becker, Held sind tot inzwischen, andere Päderasten auch. Aber es gibt noch welche, die leben. Die geht aber keiner an. Ich kenne die Namen.“

„Es gibt eine schreckliche Szene: Bei der Beerdigung von Andreas Weizsäcker (2008, dem Sohn Richard von Weizsäckers, W.S.) war Hartmut von Hentig anwesend, also der Lebensgefährte des Mannes, der auch Andreas missbraucht hat. Richard von Weizsäcker hätte damals auf jeden Fall wissen können, dass Becker ein Täter war, an der Schule seines Sohnes, die Vorwürfe waren ja schon bekannt. Was für eine Chuzpe von Hentig! Aber wie eng diese Beziehungen miteinander verwoben waren, sieht man auch daran, dass Andreas der Patensohn von Hentig war.“