3276: Die Grünen und das Einfamilienhaus

Die Grünen haben gute Umfragewerte. Und wenn ihr Fraktionsvorsitzender Toni Hofreiter ein Interview gibt, in dem die Wörter „Einfamilienhaus“ und „Verbot“ vorkommen, dann macht er dort im Wesentlichen nichts anderes, als auf die umweltpolitische Fragwürdigkeit von Einfamilienhäusern hinzuweisen. Sie leisteten der Zersiedlung Vorschub. Das stimmt. Deshalb müssten Kommunen das Recht haben, Baugebiete ohne Einfamilienhäuser auszuweisen. Bis hierhin hat Hofreiter nicht den umweltpolitischen Konsens verlassen. Und doch hat er in der modernen Kommunikationsgesellschaft dadurch einen Fehler begangen, dass nun die Gegner der Grünen versuchen können, den Eindruck zu erwecken, als wollten die Grünen

dem deutschen Spießer sein liebstes Kind wegnehmen, sein Einfamilienhaus.

Gepflegt wird auch das Image der Grünen als „Verbotspartei“. Das kommt nicht gut an, zumal in Corona-Zeiten, wenn die Menschen auf ihre eigenen vier Wände zurückgeworfen sind. Wir brauchen uns doch bloß umzuschauen, wie unsere Grünen in und um Göttingen in ihren Einfamilienhäusern leben. Ein ähnliches Problem bekommt der CDU-Vorsitzende Armin Laschet, wenn er davon spricht, dass die Pandemie-Politik, die er selbst mit beschlossen hat, die Menschen „wie unmündige Kinder“ behandelt. Auch er dürfte als Unions-Kanzlerkandidat nicht ohne Grünen-Klischees auskommen und behaupten, sie wollten den Bürgern alles Mögliche verbieten, Autofahren, Fernreisen, Fleischessen und eben das Bewohnen von Einfamilienhäusern. Den Grünen-Vorsitzenden ist es bisher gelungen, die durchaus dirigistischen Tendenzen der Partei zu verbergen, die wir in den Links-Koalitionen in den Bundesländern beobachten können (Josef Kelnberger, SZ 18.2.21).