4789: Woody Allen: Statements im Interview mit Oliver Polak

Am 4.4.2024 gab Woody Allen dem Komiker Oliver Polak ein Interview („Zeit-Magazin“):

„Wenn ich an Deutschland denke, habe ich gemischte Gefühle. Die Deutschen haben Enormes geleistet, kulturell, intellektuell und auch wissenschaftlich. Und dann wiederum war da die bösartigste Regierung, waren da die grausamsten Menschen, die die Welt je gesehen hat. Aber der wirkliche Grund dafür, dass ich noch keinen Film in Deutschland gedreht habe, ist, dass es dort bislang niemanden gab, der einen Fim von mir finanzieren wollte.“

„Wenn ich einen Film mache, lenke ich mich ab. Ich verbringe dann acht bis zehn Monate in einem Land mit charmanten Männern, wunderbaren Frauen, konstruierten Situationen, Kostümen, Musik. Die Realität blende ich aus und richte den Blick ins Innere. Ich bin im Studio, am Set. Ich muss mir Gedanken darüber machen, ob das Licht richtig gesetzt ist, die Kostüme stimmig sind. Es ist eine Flucht vor der Realität.“

„Ich bin nicht intellektuell, ich vermassle nicht alles, ich führe ein ganz normales gutbürgerliches Leben mit meiner Familie. Und das ist gut so. Leute denken, dass ich hochneurotisch sei.“

„Zu meinen Kollegen, ob Spielberg, Scorsese oder Coppola, pflege ich keine sozialen Verbindungen. Ich war nie mit ihnen zu Abend essen, wir haben nie einen Kaffee zusammen getrunken, ich verabrede mich nicht mit ihnen. Aber wenn ich mal zufällig einem von ihnen begegne, können wir auch eine Minute lang auf der Straße plauschen. Ich verehre ihre Filme.“

„Ich bin von der Welt isoliert. Aber ich bin gerne zu Hause, in meinem Schlafzimmer. Dort schreibe ich oder verbessere mein Klarinettenspiel. Ich bin gut in den Dingen, die für das Allein-im-Zimmer-Sein wichtig sind.“

„Ich mag grundsätzlich keine Veränderung, sie bringt mich immer aus der Fassung. Ich esse immer im selben Restaurant, tue immer dieselben Dinge.“

„Nein, das Publikum liebt dich nicht wirklich. Sie lieben es, von dir unterhalten zu werden. Das ist wie beim Basketballspieler, wenn du einen Korb wirfst, kreischt das Publikum. Wenn du nicht triffst, wenden sie sich ab. Du darfst die Publikumsanerkennung nicht mit Liebe verwechseln. Liebe bekomme ich von meiner Familie, von meinen Freunden.“