4367: Gerichtsstreit Springer gegen Julian Reichelt

Das Haus Springer hat den früheren „Bild“-Chefredakteur Julian Reichelt verklagt und geht auch arbeitsrechtlich gegen ihn vor. U.a. möchte Springer die zwei Millionen betragende Abfindung zurück. Da wird nun vor Gericht schmutzige Wäsche gewaschen. Reichelt war im Herbst 2021 nach Vorwürfen des Machtmissbrauchs entlassen worden. Damals hatte er noch ein sehr gutes Verhältnis zum Springer-Chef Matthias Döpfner. Die Abfindungszahlung wurde im Oktober fällig. Vier Monate später verlangte Springer zusätzlich 192.000 Euro von Reichelt, weil dieser „Bild“-Angestellte für sein Start-up entgegen den Bestimmungen der Trennungsvereinbarung angeworben hatte. U.a. Ralf Schuler.

Außerdem hatte Reichelt vertrauliche interne Verlagsinformationen an den Verleger der „Berliner Zeitung“, Holger Friedrich, geleakt. Dieser hielt sich nicht an das Gebot des Informantenschutzes, sondern verpetzte Reichelt bei Döpfner. Zum Gütetermin beim Arbeitsgericht Berlin waren Döpfner und Reichelt nicht erschienen. Dafür viele ander Medienvertreter. Auch der inzwischen ebenfalls entlassene Reichelt-Nachfolger Johannes Boie. Die „Berliner Zeitung“ hatte über die geleakten Informationen nicht berichtet, dafür der „Stern“. Vor Gericht liegt die Beweislast auf der Klägerseite. Reichelt selbst hat Widerklage eingericht, u.a. auf die Herausgabe aller Daten aud dem Springer-internen Compliance-Verfahren. Würde man die Unterlagen herausgeben, würden Namen und Daten von Hinweisgebern bekannt. Der nächste öffentliche Kammertermin ist für November anberaumt (Anna Ernst, SZ 10./11.6.23).