4364: Das Unbewusste steuert unser Gewicht.

Der Neurobiologe Stephan Guyenet hat das Buch „The Hungry Brain“ geschrieben. Im Interview mit Barbara Vorsamer (SZ 20./21.5.23) äußert er sich klipp und klar.

„Körpergewicht wird zu oft moralisch aufgeladen, zu viele Menschen sind der Meinung: Ah, da ist jemand dick, diese Person hat keine Selbstkontrolle und lässt sich gehen. Diese Art der Verurteilung ist unfair, denn die Gehirne von Menschen mit Übergewicht funktionieren anders,

und das wiederum ist vor allem genetisch bedingt.

Zwillingsstudien belegen, dass der Einfluss der Gene auf das Körpergewicht bei etwa 70 Prozent liegt.“

„Der präfrontale Kortex, also der Teil unseres Gehirns, der Menschen von den meisten Tieren unterscheidet, ist tatsächlich ziemlich anpassungsfähig. Doch je tiefer wir in das Gehirn gehen, desto weniger beweglich wird es, bis wir im Stammhirn sind, wo es vor allem fest verdrahtete Verbindungen gibt. Grundfunktionen wie

Herzschlag, Atmung, Verdauung

werden von hier gesteuert, bewusst regulieren können wir da wenig. Auch das Gefühl, satt zu sein, kommt aus dem Stammhirn. Dort sammeln sich zahlreiche Informationen aus dem Magen, dem Darm, dem Blutkreislauf und geben irgendwann dem bewussten Teil des Gehirns das Signal: Es reicht. Aber bis zu diesem Punkt passiert alles unbewusst, weswegen wir daran nichts ändern können, auch nicht durch Weiterbildung oder Psychotherapie.“