4099: Werner Schulz ist gestorben.

Zeitlebens war er ein Widerspruchsgeist. Und unangepasst. Den Hartz IV-Gesetzen hat er nicht zugestimmt. Schulz saß für die Grünen ab 1990 im Bundestag, ab 2009 (bis 2014) im Europaparlament. Er war ein klassischer DDR-Bürgerrechtler mit Mitstreitern wie Marianne Birthler und Markus Meckel. In der DDR war er Lebensmitteltechniker. Als Assistent an der Humboldt-Universität flog er raus, weil er sich 1968 gegen den Einmarsch der Warschauer-Pakt-Staaten in die Tschechoslowakei wandte. Schulz‘ Vater, ein ehemaliger Wehrmachtsoffizier, wurde in der DDR schikaniert wegen der gescheiterten Republikflucht einer Tochter.

Werner Schulz hatte das „Neue Forum“ mitbegründet. Den verbrecherischen Braten bei Putin hat er ganz früh gerochen und nie aus den Augen verloren. Bis in die Gegenwart hielt er Kontakt zu russischen Oppostionellen. Für die Grünen, die ansonsten auf diesem Gebiet wenig Fehler machen, ist es ein Makel, dass DDR-Bürgerrechtler wie Werner Schulz im internen Machtkampf bald an den Ranf gedrängt wurden. Das ist wohl ein Fehler der ganzen Bundesrepublik. Werner Schulz ist jetzt im Alter von 72 Jahren auf einer Feier zum 9. November im Schloss Bellevue gestorben (Constanze von Bullion, SZ 10.11.22).