3529: „Tagesthemen“ ungefährdet

Caspar Busse und Claudia Tieschky von der SZ interviewen (16.8.21) den zweiten Chefredakteur von ARD-aktuell („Tagesschau“, „Tagesthemen“), Helge Fuhst:

SZ: Herr Fuhst, von diesem Montag an läuft die neue Nachrichtensendung „RTL direkt“. Was die Kollegen in Köln vorhaben, klingt sehr nach „Tagesthemen“. Eine Gefahr für Sie?

Fuhst: Nein! Ich glaube an das Original! Die Formate sind doch sehr unterschiedlich: Wir senden fast doppelt so lang und oft, an sieben Tagen der Woche sind wir für die Menschen da. Eines der weltweit größten Korrespondentennetzwerke im In- und Ausland bietet einen wertvollen Blick auf unseren Alltag und die Themen unserer Zeit. Die Menschen vertrauen den „Tagesthemen“ seit mehr als vierzig Jahren. Zudem gilt auch für uns: Wettbewerb befeuert und schadet nicht.

SZ: Kurz nach „RZL direkt“ startet auch „Bild TV“. Macht Ihnen das mehr Sorge?

Fuhst: Nein, aber wir schauen uns selbstverständlich alle an. Dass Liveberichterstattung und Schnelligkeit, worauf „Bild TV“ setzt, noch wichtiger geworden sind, hat die ARD längst erkannt, wobei uns die publizistische Qualität ebenso wichtig ist. Das Livestream-Angebot der „Tagesschau“ und die Liveberichterstattung auf „Tagesschau 24“ wurden ausgebaut. Auch hier gilt zwar: Wettbewerb beflügelt das Geschäft. An unseren Relevanzkriterien für Nachrichten wird sich jedoch nichts ändern. Manch ein Thema überlassen wir gerne „Bild“.

SZ: Sind weitere Veränderungen geplant?

Fuhst: Wir entwickeln uns immer weiter. Dazu gehört, dass wir nahbarer werden, weniger staatstragend. Beispielsweise lassen wir die Moderatoren und Sprecher in den „Tagesthemen“ näher aneinanderrücken. Die Übergaben werden bildlich und sprachlich weiterentwickelt. Wir haben durch die zusätzliche Sendezeit werktags bereits jetzt mehr Interviews, und das – soweit es die Corona-Situation zulässt – künftig auch häufiger mit Gästen im Studio, oder unsere Moderatorinnen und Moderatoren treffen besondere Gesprächspartner vor Ort, wie zuletzt Ingo Zamperoni den US-Außenminister.