3403: Volker Weidermann geht zur „Zeit“.

Volker Weidermann war bisher (seit 2015) Literatur-Redakteur beim „Spiegel“. Ab 1. Oktober wird er Feuilletonchef der „Zeit“. In einer sehr bemerkenswerten internen Mail an die Kollegen hat er das damit begründet, dass ihm der Schritt leicht gefallen sei auf Grund eines Klimas von „Angst, Misstrauen, Beharrungswillen, Unmut und Kontrollwahn“. Erst kürzlich waren Melanie Amann und Thorsten Dörting in die Chefedaktion des „Spiegels“ berufen worden, nachdem Barbara Hans hingeschmissen hatte. Das lässt auf ein hoch aggressives Klima beim „Spiegel“ schließen.

Volker Weidermann (geb. 1969) ist ein hochverdienter Literatur-Journalist. Schon sein erstes Buch „Lichtjahre. Eine kurze Geschichte der deutschen Literatur von 1945 bis heute“ (2006) hatte mich begeistert. Weidermann schreibt kurz, pointiert, stilistisch brillant und lässt den Leser über seine Meinung nicht im Unklaren (seine weiteren Werke: „Das Buch der verbrannten Bücher“ 2008, „Max Frisch“ 2010, „Ostende 1936“ über Stefan Zweig und Joseph Roth 2014, „Dichter treffen“ 2016, „Träumer“ über die Münchener Räterepublik 2017, „Das Duell“ zwischen Marcel Reich-Ranicki und Günter Grass 2019 und „Brennendes Licht. Anna Seghers in Mexiko“ 2020). Von 2015 bis 2019 moderierte er im ZDF das „Literarische Quartett“. Vorher war er Feuilletonchef der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ (FAS) (Carolin Gasteiger, SZ 14.5.21).