3397: Grüne wollen Boris Palmer loswerden.

Die Methode des grünen Oberbürgermeisters von Tübingen (90.000 Einwohner), Boris Palmer, 48, besteht in der gezielten Provokation. Damit hatte seine Partei schon immer Probleme. Das Fass zum Überlaufen gebracht hat nun ein Satz Palmers zum Auftrittsverbot des ehemaligen deutschen Fußballnationalspielers

Dennis Aogo (HSV, VfB Stuttgart).

Er wollte damit Aogo in Schutz nehmen. Angeblich hatte Palmer nur einen Satz einer Facebook-Nutzerin zitiert, in dem eine spezielle Bezeichnung des männlichen Geschlechtsteils vorkam. Dann habe er den Satz „Der Aogo ist ein schlimmer Rassist.“ geschrieben, um die Absurdität des Rassismus-Vorwurfs gegen Aogo ins Groteske zu steigern. Der Landesprateitag der Grünen hat am Samstag mit großer Mehrheit ein Parteiordnungsverfahren gegen Palmer beschlossen.

Annalena Baerbock, die grüne Kanzlerkandidatin, bezeichnete die Äußerung Palmers als „rassistisch und abstoßend“. Sich nachträglich auf Ironie zu berufen, helfe nichts. „Boris Palmer hat deshalb unsere politische Unterstützung verloren.“ (Boris Herrmann, SZ 10.5.21)

Boris Palmer galt lange als großes politisches Talent. Mit 34 Jahren wurde er Oberbürgermeister von Tübingen. Er wurde als Nachfolge-Kandidat für Winfried Kretschmann gehandelt. Allerdings bekam er seit 2015 Schwierigkeiten mit seiner Partei. Einmal identifizierte er einen Radfahrer, über den er sich geärgert hatte, wegen seiner Hautfarnbe als „Asylbewerber“. Außerdem kritisierte er eine Werbung der Deutschen Bahn mit überwiegend nicht-weißen Fahrgästen („Welche Gesellschaft soll das abbilden?“). Und dann sein berüchtigter Satz in der Pandemie: „Ich sag es Ihnen mal ganz brutal: Wir retten in Deutschland möglicherweise Menschen, die in einem halben Jahr sowieso tot wären.“ (Claudia Henzler, SZ 10.5.21)

In seinem Kommentar schreibt Nico Fried (SZ 10.5.21): „Die Grünen-Spitze muss nun den Beweis führen, dass Palmers inkriminierter Satz über einen Fußballer gegen ihre Werte verstößt. Das wird übrigens nur zu dem Preis möglich sein, dass der Satz immer wieder zitiert wird.“ Zu Palmers Satz schreibt er: „Auch ein ironischer Satz kann ein dummer Satz sein.“

Dennis Aogo ist ohnehin für weiße Kommentatoren ein schwieriges Objekt. So verlor der ehemalige Fußballnationalmannschaft-Torwart Jens Lehmann seinen Aufsichtsrats-Posten bei Hertha BSC und seine Experten-Jobs bei Sky und Sport 1, weil er über Aogo den Satz geäußert hatte: „Ist Dennis eigentlich euer Quotenschwarzer?“ (Javier Caceres, SZ 6.5.21)