3043: Jean Seberg – ein unglückliches Leben

In Jean-Luc Godards „A bout de souffle“ („Außer Atem“) 1959 wurde Jean Seberg (geb. 1938) zur

Stilikone der „Nouvelle Vague“.

Als amerikanische Studentin verkaufte sie auf den Champs-Elysées Zeitungen, darunter die „International Herald Tribune“, und brachte einen Kleinkriminellen (Jean-Paul Belmondo) zu Fall. Godard brach mit vielen Konventionen des Kinos, inhaltlich wie ästhetisch, räumte mit veralteten Geschlechterrollen genau so auf wie mit alten Kameraeinstellungen und Schnittrhythmen. Sebergs Kurzhaarschnitt und ihr Gesicht prägten die Vorstellungen von der „neuen Welle“. Ich habe den Film 1962 zum ersten Mal gesehen, aber nicht in unserem Dorfkino, sondern in einem Seminar für politische Bildung im Jugendhof Steinkimmen. Und war begeistert.

Entdeckt hatte Jean Seberg 1957 Otto Preminger für seinen Film „Die heilige Johanna“. 1964 überzeugte sie an der Seite von Warren Beatty in Robert Rossens „Lilith“. Aber sie spielte auch in vielen Filmen, an die wir uns heute nicht mehr erinnern. Ihre letzte Rolle hatte sie 1976 an der Seite von Bruno Ganz und Anne Bennent in Hans W. Geißendörfers „Die Wildente“. Jean Sebergs Privatleben konnte mit ihrer Filmkarriere nicht mithalten. Sie war drei Mal verheiratet. Ihr Sohn wurde 1962 geboren, ihre Tochter starb 1970 kurz nach der Geburt. Seberg engagierte sich politisch für die Black-Panther-Bewegung. Damit zog sie den alltäglichen Rassimus auf sich. Und das FBI unter seinem fanatischen Chef Herbert J. Hoover. Von dort wurden Schmutzkampagnen gegen sie gestartet. Seberg fühlte sich verfolgt. Drogen- und Alkoholexzesse waren die Folge. 1979 wurde sie, wohl zehn Tage nach ihrem Tod, in Paris nackt in ihrem Auto gefunden. Ihr dritter Mann, Romain Gary, hat zeitlebens behauptet, Jean Seberg sei vom amerikanischen Geheimdienst ermordet worden. Auf den Filmfestspielen in Venedig 2019 lief Benedict Andrews Film „Seberg“ (David Steinitz, SZ 16.9.20).