3980: Giovanni di Lorenzo über den öffentlich-rechtlichen Rundfunk

Die Affäre Schlesinger beim RBB veranlasst den Chefredakteur der „Zeit“ (11.8.22), Giovanni di Lorenzo, über den öffentlich-rechtlichen Rundfunk (ARD und ZDF) zu räsonieren:

1. Bei der Kommentierung der Affäre gibt es viele „Befangene“. Der Springer Verlag will ARD und ZDF seit den fünfziger Jahren (vgl. Adenauer-Urteil des Bundesverfassungsgerichts von 1961) zerschlagen. Giovanni di Lorenzo arbeitet seit Jahren als Moderator für Radio Bremen.

2. Die aktuellen Vorwürfe treffen ARD und ZDF schwer. Bald geht es wieder um den Rundfunk-Staatsvertrag und die Rundfunkgebühren.

3. Es droht die Delegitimierung von ARD und ZDF.

4. Die populistische Rechte in Europa (Marine Le Pen, AfD u.a.) will den öffentlich-rechtlichen Rundfunk vernichten.

5. Es gibt zu viel Vetternwirtschaft, insbesondere bei der Vergabe von Beraterverträgen.

6. Es wird sich zeigen, ob es beim RBB nur um moralische Verfehlungen ging, oder auch um juristisch fassbare.

7. Der RBB braucht dringend neue Compliance- und Transparenzregeln.

8. Es gibt vier Hauptprobleme der Öffentlich-Rechtlichen:

a) die Kostenblöcke für Gehälter und Pensionen,

b) die Altersstruktur der Zuschauer,

c) die Schwerpunkte des Programmangebots,

d) die Tatsache, dass sich ein großer Teil der Bevölkerung insbesondere in der ehemaligen DDR von den Öffentlich-Rechtlichen nicht mehr repräsentiert fühlt.

9. „So gibt es heute im öffentlich-rechtlichen Fernsehen keine einzige profilierte konservative Stimme mehr.“

10. Das Informationsangebot von ARD und ZDF (Nachrichten, Informationssendungen, Magazine, Länderberichterstattung usw.) ist sehr gut.