4469: Matthias Sammer: „Der deutsche Fußball liegt am Boden.“

Matthias Sammer war und ist ein sehr erfolgeicher Fußballer. Als Spieler, Trainer und Sportdirektor. DDR-Meister, deutscher Meister, Europameister, Champions-League- und Weltpokalsieger. Als Trainer wurde er mit Borussia Dortmund Meister. Als DFB-Sportvorstand (2006-2012), als Sportvorstand des BC Bayern (2012-2016). Zur Zeit berät er die Geschäftsführung des BVB. In einem Interview mit Moritz Kielbassa und Christof Kneer (SZ 2./3.9.23) macht er sehr erhellende Angaben über den deutschen Fußball. Ich kürze und numeriere hier:

1. „Es muss jetzt was passieren.“

2. „Wir sind in der größten Krise, die der deutsche Fu0ball in der jüngeren Vergangenheit erlebt hat.“

3. Die Deutschen sind Weltmeister im Ausredensuchen.

4. „Unser Anspruch ist Weltspitze.“

5. Davon sind wir überall weit entfernt.

6. So wie heute Manchester City unter Pep Guardiola haben früher die Deutschen gespielt.

7. Jede Fußballmannschaft braucht vor allem eins, nämlich eine Hierarchie. Die haben wir zur Zeit nicht.

8. Flache Hierarchien sind im Fußball falsch.

9. „Der deutsche Fußball hat komplett seine Identität verloren.“

10. „Unsere Tugenden waren unter anderem doch immer: wir waren körperlich sehr stark, wir waren top in Eins-gegen-Eins-Duellen, egal ob offensiv oder defensiv. Und wir wollten immer gewinnen.“

11. Wir hatten Mittelstürmer wie Seeler, Gerd Müller, Hrubesch, Klose.

12. Eines Tages haben wir nur noch in Systemen gedacht, nicht an die Stärke des einzelnen Spielers.

13. „… das Gesetz des Leistungsports besagt, dass die Entwicklung nicht stehen bleibt und die großen Leitlinien deshalb alle zwei, drei jahre überprüft und, wenn nötig, angepasst werden müssen. Und das haben wir überhaupt nicht mehr gemacht. Deshalb stehen wir jetzt da, wo wir stehen.“

14. „Für mich ist der deutsche Fußball nicht mehr der deutsche Fußball.“

15. Positive Veränderungen gehen nur über Personen.

16. Wir brauchen neue Leute an der Spitze.

17. „Deshalb finde ich die Wahl des Sportdirektors entscheidend für die Zukunft des deutschen Fußballs.“

18. Der muss ein Siegertyp sein, ein Anführer.

19. „Einer, der vernetzt denken kann und auch kein Problem damit hat, sich mal unbeliebt zu machen.“

20. „Sami (Khedira) war mein Vorschlag. Der hat sich bei Real Madrid durchgesetzt, er war sechs Jahre bei Juventus. Er war Kapitän der U-21-Europameister 2009, er wurde 2014 Champions-League-Sieger und Weltmeister. Der hat Qualitäten, die kannst du nicht lernen – die musst du haben. Er ist einfach ein Winner-Typ. Verstehen Sie es richtig. nicht er hat sich beworben. Ich habe ihm gesagt: Du bist genau der Richtige, du musst das machen.“

21. „Meine Idee war ein Modell mit Sami, Hannes Wolf und mir.“

22. „… ich nehme mir schon die Freiheit zu sagen: was bisher beschlossen wurde, ist zu wenig. Es fehlt an Inhalt und Struktur, und es fehlt vor allem ein Anführer.“

23. „Ist es denn nicht die Aufgabe des DFB oder der Vereine, die Guten und Motivierten zu finden? Khedira. Aber zum Beispiel auch Per Mertesacker und Mario Gomez haben mir den Glauben an diese Generation gegeben.“

24. „Was man jetzt noch tun kann? Ich nenne mal drei Punkte, die mir spontan einfallen: 1. ab sofort einen ‚Stamm-Kader‘ festlegen, also etwa 15, 16 Spieler, die fix sind. … 2. eine Hierarchie von mindestens drei Führungsspielern festlegen und ebenfalls öffentlich benennen, 3. in der Spielanlage eine Einfachheit herstellen, die der Mannschaft Sicherheit gibt.“

25. „Ich maße mir aufgrund meiner Geschichte schon an, zu sagen, dass ich weiß, wie Leistung und möglicher Erfolg organisiert werden kann.“

26: „Und wenn Sie mich nach einer Mitarbeit fragen: Da muss man einfach nur miteinander reden.“

W.S.: Also eine Selbstbewerbung mit großem Gewicht !