639: Schwellenländer emanzipieren sich.

Brasilien,

Russland,

Indien,

China und

Südafrika

sind wirtschaftlich Schwellenländer. In ihnen wohnt die Hälfte der Weltbevölkerung. Teilweise verfügen sie in den letzten Jahren über gute Wachstumsraten. Nun wollen sie sich von der Dominanz des Westens befreien (Alexander Hagelüken, SZ 18.7.14). Denn bisher beherrschen die USA und Europa den Internationalen Währungsfond (IWF) und die Weltbank.

Die Schwellenländer gründen einen Mini-Währungsfonds und eine Entwicklungsbank. Das ist nur folgerichtig. Denn sie wollen sich nicht mehr wie bisher vom Westen herumschubsen lassen. Und warum sollte der Dollar automatisch die Welt-Leitwährung sein? Bisher konnten sich deswegen die USA verschulden ohne Rücksicht auf jede Vernunft, weil alle trotzdem Dollar-Wertpapiere kaufen mussten.

Das ist eine Herausforderung für den Westen. Aber er kann sie bestehen. Ja, sogar weiter teilhaben an einer gedeihlichen Entwicklung der Weltwirtschaft. Davon profitiert nicht zuletzt Deutschland. Aber dafür müssen die Schwellenländer als gleichwertige Partner anerkannt werden. Wenn der Westen den Freihandel ausbauen will, wofür vieles spricht, muss er bereit sein, den Schutzwall vor seinen Bauern zu opfern und in der Landwirtschaft Wettbewerb zuzulassen.

Es wäre ein Leichtes, darauf hinzuweisen, dass China und Russland Diktaturen sind und Südafrika irgendetwas zwischen Demokratie und Diktatur. Und natürlich haben wir angesichts der Fußball-Weltmeisterschaft die soziale Ungerechtigkeit in Brasilien wahrgenommen – vorsichtig formuliert. Aber das hilft nicht viel weiter. Worauf es für den Westen ankommt, ist, zu seinen Werten wie den Menschenrechten, der Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit zu stehen. Folter in Guantanamo und die totale Ausspähung der Verbündeten durch den NSA passen dazu nicht.