249: IOC hat Gedenkminute für die israelischen Mordopfer von 1972 verweigert.

Am 6. September 1972 wurden zehn israelische Olympioniken und ein Polizist anlässlich eines Mordanschlags von palästinensischen Terroristen in München getötet (SZ 6.9.12). Die Umstände des Verbrechens sind bis heute nicht wirklich aufgeklärt. Das IOC verweigerte bei den Olympischen Spielen von London eine Gedenkminute für die Opfer des Terroranschlags. Das ist zwar auf Grund der diplomatischen Querelen verständlich, aber m.E. unverzeihlich. Der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dieter Graumann, charakterisiert das Verhalten des IOC treffend: „Kein Mensch, der ein Herz im Leib hat, wird die vereiste Seelenlosigkeit des IOC in dieser Frage jemals billigen können.“ Und die Vizepräsidentin des Jüdischen Weltkongresses, Charlotte Knobloch (Deutschland), fügt hinzu: „Dass den Ermordeten in London ein würdiges Gedenken verwehrt wurde, bleibt ein Schandfleck auf der olympischen Weste.“

Das akzentuiert der Vizepräsident des IOC, Thomas Bach (Deutschland), erwartungsgemäß anders, wenn er betont, das IOC habe 1972 „nicht resigniert und mit der Fortführung der Olympischen Spiele nach einem bewegten Tag der Trauer ein entschlossenes Zeichen im Kampf gegen den Terrorismus gesetzt“. Der damalige Präsident des IOC, Avery Brundage (USA), der 1936 durch seine Sympathien für die Nazis aufgefallen war, hatte mit seinem Satz „The games must go on.“ für die Weiterführung des Spiele von München gesorgt. Die Witwe eines der vor 40 Jahren Ermordeten, Ankie Spitzer, fordert eine Untersuchung dessen, was 1972 wirklich geschah. „Wir haben ein Recht zu wissen, wer unsere Lieben getötet hat. Vorher kann die Akte München nicht geschlossen werden.“ Der Münchener Oberbürgermeister Christian Ude hat eingeräumt, dass es 1972 schwere Fehler und Versäumnisse gegeben habe. Das ändere aber nichts an der Alleinschuld der palästinensischen Täter.

Unterdessen hat der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer nach einem Gespräch mit dem israelischen Vize-Premier Silvan Shalom engekündigt, dass der Bund, der Freistaat Bayern, die Stadt München, der DOSB und die Münchener israelische Kultusgemeinde einen Gedenkraum in der Nähe des Anschlagsorts einrichten wollen. „Wir können die Wunden nicht heilen, aber wir können versuchen, den Schmerz zu lindern.“ In der kommenden Woche will Seehofer mit dem israelischen Premier Benjamin Netanjahu darüber sprechen.

Über das Münchener Attentat hat es mehrere Spiel- und Dokumentarfilme gegeben, darunter Steven Spielbergs sehr umstrittenen Streifen „München“ (2006), der gerade wieder im deutschen Fernsehen gezeigt worden ist. Arthur Cohn hat für seinen Dokumentarfilm „One Day in September“ (1999) 2000 einen Oscar bekommen. Damals hatte es für die Familien der ermordeten Athleten noch keinerlei finanzielle Entschädigung gegeben. Der damalige bayerische Ministerpräsiden Edmund Stoiber war von dem Film so angetan, dass er nach wenigen Tagen mit einem großzügigen Scheck für die Hinterbliebenen nach Israel flog.

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