Die Aussetzung der Wehrpflicht und die doppelten Abitur-Jahrgänge in Bayern und Baden-Württemberg bringen viele Studienanfänger mit sich. Ein großer Teil davon will ins Ausland. Vorzugsweise nach Österreich und in die Schweiz. Das Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) in Gütersloh rechnet mit 10.000 deutschen Studienanfängern allein für Österreich. Im vergangenen Jahr haben schon 7.000 Studienanfänger ihr Studium dort begonnen.
Neben den besonderen Bedingungen für das WS 2011/12 werden die Studiengebühren und das Chaos bei der Studienplatzvergabe in Deutschland als Gründe genannt. Wegen der gegebenen Unsicherheiten sind alle potentiellen Studienanfänger gezwungen, sich an mehreren Hochschulen zu bewerben. Dies wiederum führt bei den Universitäten zur Unsicherheit darüber, wer tatsächlich kommt, weil sehr viele Bewerber mehrere Zusagen erhalten.
In St. Gallen (Schweiz) gibt es bereits eine Anteilsbegrenzung für ausländische Studierende von 25 Prozent. Außerdem zahlen Nicht-Schweizer mehr Studiengebühren. Gedacht wir auch an Zulassungsprüfungen. Österreich sieht sich auch deswegen so vielen deutschen Studierwilligen gegenüber, weil es seine Studiengeühren wieder abgeschafft hat. In Großbritannien sind deutsche Studienanfänger hochwillkommen, zahlen dafür aber hohe Gebühren.
Der Bologna-Prozess (Einführung von Bachelor- und Masterstudiengängen) hat gerade zum Ziel, dass viele Studierende ins Ausland gehen. Dies wird aber den Bachelors nicht erreicht. Die Zahlen des Deutschen Akademischen Auslandsdienstes (DAAD) und des Hochschul-Informations-Systems (HIS) zeigen für 2011 nicht mehr Studierende, die ins Ausland gehen, als 2009. 22 Prozent der Bachelor-Studenten im fünften und sechsten Semester sind im Ausland gewesen. Dafür aber 50 Prozent der anderen Studenten an der Universität. Viele Masterstudiengänge enthalten die Verpflichtung, im Ausland zu studieren.
Deutsche Studierende im Ausland nach Studienland (2008):
Österreich 20.000
Niederlande 19.000
Großbritannien 13.000
Schweiz 11.000
USA 9.700
Frankreich 6.100
Australien 3.400
Schweden 3.400
Spanien 2.000
Ungarn 1.800
Dänemark 1.400
Es studieren auch viele Ausländer in Deutschland: Im Jahr 2010 waren es 181.000. Die weitaus meisten kamen aus China, 12,6 Prozent. Es folgen Russland, Polen und Bulgarien. Unter den westeuropäischen Studierenden in Deutschland stammen die meisten aus Österreich. Ihre Zahl ist in den letzten Jahren besonders gestiegen.