Was Reinhard Mohr in den Schriften von Margot Käßmann erkennt

Sehr harsch geht Reinhard Mohr in der „Literarischen Welt“ vom 25.6. mit Margot Käßmann um. Er hat in ihren Schriften gelesen und nennt sie deswegen die „Verona Feldbusch des deutschen Protestantismus“. Seit ihrer Alkoholfahrt sei sie zu einem „Sehnsuchtsobjekt“ und zu einer „Projektionsfigur“ unzähliger Menschen, insbesondere von Frauen geworden.

Margot Käßmann habe zahlreiche Bücher geschrieben. Nach „Was ich Dir mitgeben möchte“ und „Meine Füße auf weitem Raum“ sei ihr letztes Buch „Sehnsucht nach Leben“. Darin heißt es: „Sich sehnen, das ist etwas sehr Emotionales, da geht es um ganz Eigenes, es schwingen Lebensfragen, Hoffnungen mit.“ Auch formuliere Frau Käßmann dort die „Sehnsucht nach einem Engel“. Es gehe um ein „Hinfühlen zu Gott“.

Mohr macht Käßmann Vorwürfe bezüglich ihrer Methode. „Ihre Methode trägt durchgehend Züge der Erzählungen des Barons von Münchhausen, der sich einst selbst am Schopfe aus dem Sumpf zog und auf der zischenden Kanonenkugel in Richtung Feind ritt, nur um mit einer Kugel aus der Gegenrichtung wohlbehalten ins eigene Lager zurückzukehren.“ Käßmann setze immer das schon voraus, was eigentlich noch zu begründen oder zu belegen wäre. Bei ihr sei Denken überflüssig. Wenn aber „Gott allein diesem Leben Sinn gibt“, sei es logisch, dass nur er die Stille liefern könne, die wir zur Konzentration benötigten, aber auch wieder er nur die Töne, um die Stille zu durchbrechen. Das nennt Mohr die „Ying-Yang-Ambivalenz“.

Die Politik benutze Käßmanns weichgespülter Kuschelglauben nur noch als „diffuse Matrize des Schlechten“, ganz anders als „Hellmut Gollwitzers Linksprotestantismus der 70er Jahre“. Die Politik eigne sich für Schuldzuweisungen und als Abladeplatz für Vorwürfe. Damit seien wir fein raus.  Dieser „einfühlende Wellness-Protestantismus“ sei eigentlich verantwortungslos. Banalitäten reihten sich an Tautologien und Kalendersprüche. Heraus komme ein „bandwurmartiges ‚Wort zum Sonntag'“.

Das Urteil ist hart für den zeitgenössischen Protestantismus.

Ist es auch frauenfeindlich? Ja, denn ich nehme nicht an, dass Reinhard Mohr einen Mann genau so hart angreifen würde, der ähnlich banal und fast beliebig formulierte.

Sind Käßmann Stil und ihre Themen typisch für eine Frauen-Kirche? Ja. Deswegen sind sie auch so wenig motivierend und anregend für viele andere.