In der „Welt“ vom 12.3.2011 klärt Henryk M. Broder in der ihm eigenen Art die Funktion der „Linken“ in der gegenwärtigen Politik. Er schreibt: „Wahrscheinlich wäre es besser gewesen, die SED nach dem Zusammenbruch er DDR zu verbieten, so wie die NSDAP nach dem Untergang des Dritten Reiches verboten wurde.“ Das sei aber nicht so leicht möglich gewesen, weil viele Politiker in der alten Bundesrepublik ihr Gesicht hätten wahren wollen. Man habe nicht jahrelang mit Leuten an einem Tisch sitzen und ihnen mit Milliardenkrediten (Franz Josef Strauß) unter die Arme greifen können, um sie in dem Moment, wo sie Konkurs anmeldeten, zu Kriminellen zu erklären.
„Die Kader der SED wurden geschont, die Diener der Stasi verfolgt – wenn dieses Wort in diesem Zusammenhang überhaupt angemessen ist. Immerhin, es kam zu einigen Verfahren, die mit Schuldsprüchen endeten. Dabei war jedem klar, dass die Stasi nur ‚Schild und Schwert‘ jener Partei war, die das Sagen hatte.“ Daran müsse erinnert werden, wenn in der Regierung von Brandenburg ehemalige Stasi-Leute gefunden würden, während ehemalige SED-Angehörige wie Gregor Gysi ungeniert wieder mit ihrem Parteibuch winkten. Bekanntlich erkläre Gysi, er habe gar nicht mit der Stasi kooperieren müssen, er sei gleich zum Zentralkomitee der SED gelaufen.
„Die Linkspartei hat eine Funktion, die weit über ihre Präsenz in der Politik hinausgeht. Sie erinnert uns daran, dass es einmal die DDR gegebenhat, gerade weil sie immer wieder versucht, ihre Spur zu verwischen.“ Die Linkspartei sei sozusagen ein schwebendes Mahnmal der Geschichte, „völlig losgelöst davon, was Frau Lötzsch will und Herr Ernst macht“. „Und deswegen ist es gut, dass es die Linkspartei gibt. Wir brauchen sie. Sie ist der dumme Rest der DDR, der uns schlauer macht.“
Broder hat Recht.
Nun soll jeder die Chance haben, dazulernen zu können. Das gilt auch für die Linkspartei. In jedem aufgekärten westeuropäischen Staat gibt es eine „Linkspartei“. Das bringt der Kapitalismus so mit sich. Wie viel Stimmen diese Partei bekommt, entscheiden die Wählerinnen und Wähler. Ich halte so um die fünf Prozent für angemessen. Wie bei der FDP.