3833: Vergewaltigungen werden meistens nicht befohlen.

Christina Berndt interviewt angesichts des Krieges in der Ukraine in der SZ (9./10.4.) den Neuropsycholgen Thomas Elbert, der an der Universität Konstanz über die Psychologie der Gewalt in Kriegen forscht.

SZ: Vergewaltigungen erscheinen als spezielle Form von Gewalt, mit der man demütigen, Familien zerstören und womöglich gar den Genozid befördern will. Ist so etwas von oben geplant?

Elbert: Vergewaltigungen gibt es in jedem Krieg. Aber sie werden meist nicht von oben befohlen. Wir haben in unseren Studien Leute, die im Krieg vergewaltigt haben, gefragt, ob ihnen ihr Commander das befohlen hat. Aber es hieß meistens, die Commander hätten es nur toleriert. Vergewaltigungen scheinen bei jungen Männern, die unter Stress stehen, keine Befriedigung in sozialen Beziehungen finden, sexuell depriviert sind und bei denen die Hemmschwellen ohnehin schon niedergerissen sind, eher die Regel zu sein als die Ausnahme.