3827: Michael Degen ist tot.

Viele von uns kannten ihn gewiss als Vice Questore Patta aus Donna Leons Fernsehverfilmungen. Aber Michael Degen künstlerisches Leben ist viel reichhaltiger. Er ist im Alter von 90 Jahren in Berlin gestorben. Zunächst hatte er als Kind um sein Leben kämpfen müssen. Als jüdischer Junge konnte er mit seiner Mutter nur in einer Berliner Laubenpieper-Siedlung überleben. Wenige couragierte Menschen halfen ihnen dabei. So ist auch der Titel von Michael Degens Autobiografie „Nicht alle waren Mörder“ zu verstehen. Degens Vater starb nach Misshandlungen im KZ Sachsenhausen.

Michael Degen ging 1949 nach Israel, auch um nach seinem Bruder Ari (Adolf) zu suchen. Er diente in der Armee und wurde israelischer Staatsbürger. Aber 1951 kehrte er nach Deutschland und zu seiner Mutter in Berlin zurück. Bertolt Brecht holte ihn 1954 ans Berliner Ensemble. Degens Karriere führte ihn dann durch alle großen deutschen Bühnenstädte. Er war prädestiniert für zwiespältige Rollen, spielte unter Peter Zadek, Rudolf Noelte und George Tabori, scheute aber auch die Unterhaltung im deutschen Fernsehen nicht („Diese Drombuschs“, „Derrick“, „Klinik unter Palmen“) (Christine Dössel, SZ 13.4.22).