241: Schulden schießen Tore.

Es ist mehr als nur ein Stammtisch-Gedanke, zu überlegen, ob Schulden Tore schießen. Denn wenn auch die Unternehmensberatung Ernst & Young pünktlich zum Start der Bundesliga die Ergebnisse einer Befragung von 35 Managern der ersten und zweiten Fußballliga veröffentlicht, in der Optimismus verbreitet wird und der Schuldenstand als gering erklärt, so sind doch der FC Barcelona und Real Madrid die stärksten europäischen Fußballklubs. Sie sind von Schulden überflutet.

Die deutschen Fußballmanager erklären die „Krise“ nach 2008 für beendet (SZ 23.8.12). Grund sind sprudelnde Medien- und Sponsoringeinnahmen. Die Fernseh-Übertragungs-Erstrechte behält der Bezahlsender Sky. Von 2013 bis 1017 bekommen die Vereine jährlich 632 Millionen Euro (bisher: 412). Bayern München strich in der vergangenen Saison 25 Millionen ein, der FC St. Pauli als Absteiger immerhin noch 12 Millionen. Die DFL unterscheidet sich von anderen europäischen Fußballligen durch strengere Lizenzierungsanforderungen, die meistens eingehalten werden. Dass die Vereine an ihre Zukunft glauben, beweisen die hohen Investitionen in die Stadien. In den vergangenen 12 Jahren wurde jede zweite Bundesliga-Arena neu gebaut. Spielertransfers spielen dagegen für die Vereine keine große Rolle mehr.

Ganz anders in Europa, wie uns Harald Freiberger darlegt (SZ 23.8.12). In Italien wurde gerade wieder einmal ein Korruptionsskandal ruchbar, viele Partien spielen sich vor leeren Rängen ab. In Spanien ist der Fußball total auf Pump finanziert. Mit 3,5 Milliarden Euro stehen die spanischen Erstliga-Vereine in der Kreide (Bundesliga-Verschuldung: 600 Millionen Euro). Ein Drittel der spanischen Schulden geht auf das Konto von FC Barcelona und Real Madrid. Solche Vereine würden in Deutschland gar nicht mehr existieren.

Freiberger: Die Himmelsstürmer von Borussia Dortmund schieden in der Vorrunde der Champions League sang- und klanglos aus. Der FC Bayern verlor im Finale gegen die Defensiv-Mannschaft von Chelsea. Die deutsche Nationalmannschaft unterlag im Europameisterschafts-Halbfinale der Korruptionsverdachts-Truppe Italien. Europameister wurden die spanischen Schuldenmacher. Da heißt die Frage: Schießen Schulden Tore?

Uli Hoeneß stellt in dem Zusammenhang die Frage, ob es sein dürfe, dass Deutschland Spanien unterstütze, das wiederum seine Schuldenklubs subventioniere. Harald Freiberger schließt sich dieser Frage an, aber er findet die Bundesliga-Politik mit der strengen Lizenzierung richtig. Deswegen habe es zuletzt keine größeren Finanzskandale mehr gegeben.

Ab 2013 prüft die Uefa erstmals die Bilanzen der Klubs („Financial Fair Play“). Die Vereine sollen nicht mehr ausgeben, als sie einnehmen. Dafür wird eine große Übergangsfrist eingeräumt. Bis 2015 darf ein Klub noch 45 Millionen Euro Miese machen, bis 2018 30 Millionen. Danach dürfen die Ausgaben die Einnahmen nur mehr um 5 Millionen übersteigen. „In Großbritannien wird es nicht mehr möglich sein, dass einfach ein russischer Oligarch oder ein Scheich jedes Jahr die Lücke zwischen Einnahmen und Ausgaben begleicht.“

Die Ware Fußball ist ein erstklassiges Produkt. Die Grenzen der Attraktivität sind noch nicht ausgelotet. „In Asien und Arabien interessiert man sich beispielsweise sehr für deutschen Fußball. Hier kann die DFL bei der Vergabe von Fernsehrechten noch viel tun, um den Vereinen neue Einnahmequellen zu erschließen.“ George Soros sicherte sich beim Börsengang von Manchester United 8 Prozent der Aktien.