Sie nannte Adenauers Staatssekretär Dr. Hans Globke, den Kommentator der Nürnberger Rassegesetze, einen „Schweinehund“ und ist auch sonst für ihre spitze Zunge bekannt. Inge Deutschkron, die als Jüdin das Dritte Reich überlebte, blickt auf eine bewegte Biografie zurück (Willi Winkler in der SZ vom 23.8.2012). 1978 erschien ihre Lebensbeschreibung „Ich trug den gelben Stern “ („Ab heute heißt du Sara“). Sie wird 90 Jahre alt. Hineingeboren in eine sozialdemokratische Familie erkannte sie erst anlässlich der Reichspogromnacht 1938, dass sie Jüdin war. Als nämlich die Juden in Deutschland ihren Vornamen die Namen „Sara“ oder „Israel“ beifügen mussten.
Den Krieg überlebte Inge Deutschkron in Deutschland, weil insgesamt 18 Familien daran beteiligt waren, sie zu verstecken und ihr beim Überleben zu helfen. Ihre journalistische Karriere startete sie nach 1945 in London, kam aber bald nach Bonn, wo ihr die alten Nazis in großer Zahl und gut vernetzt wieder begegneten. Als Inge Deutschkron in den fünfziger Jahren einen neuen Pass beantragte, bestand die Standesbeamtin darauf, auch den Namen Sara dort einzutragen.
Als anlässlich der Entlassung von Hitlers Rüstungsminister Albert Speer 1966 der Regierende Bürgermeister von Berlin, Willy Brandt, dem alten Nazi einen Strauß Rosen sandte, trat Inge Deutschkron aus der SPD aus. Mit der großen Koalition wurde der Ex-Nazi Kurt Georg Kiesinger Bundeskanzler, der später von Beate Klarsfeld geohrfeigt wurde. Deutschkron wurde weithin mit den 68ern identifiziert und fühlte sich diesen auch zugehörig. Allerdings bezeichneten diese bald Israel als „faschistisch“ und solidarisierten sich mit den Palästinensern. Deutschkron ging 1972 nach Israel, fast zehn Jahre vor Henryk M. Broder, und arbeitete weiter für die Zeitung „Maariw“. Sie fühlte sich dort aber nicht willkommen und kam nach der Ermutigung durch gute Freunde Ende der siebziger Jahre wieder nach Deutschland zurück. Ein Glück für den deutschen Journalismus.
Heute setzt sich Inge Deutschkron in der Stiftung „Stille Helden“ für diejenigen ein, die bei den Nazis nicht mitgemacht haben, ihre Angst vor der Gestapo überwanden, Juden halfen und nach 1945 vergeblich auf eine Entschädigung hofften. Deutschkron ist vor zwei Jahren wieder in die SPD eingetreten. Anlässlich ihres 90. Geburtstags wird sie im Roten Rathaus empfangen. Inge Deutschkron setzt sich entschieden für ein Verbot der NPD ein.