„Das deutschsprachige Feuilleton (ist) das beste in der Welt im Moment“.

Für Kundige, von denen es immer wenige gibt, ist klar, dass das Ressort Feuilleton wichtiger ist, als es von sehr vielen wahrgenommen wird. Es ist nicht mehr nur das Ressort der kleinen Form und derjenigen, die sich Größeres nicht zutrauen, weil sie sich zu uninformiert fühlen, sondern das Ressort der großen Debatten (vgl. Wilfried Scharf: Deutsche Diskurse. Die politische Kultur von 1945 bis heute in publizistischen Kontroversen. Hamburg 2009). Im Feuilleton werden die großen Fragen besprochen, wenn auch manchmal nicht beantwortet. Wer sie nicht zur Kenntnis nimmt, ist ungebildet und manche zählen ihn (oder sie) zu den „Banausen“. Sie bilden stets die Mehrhiet in der Gesellschaft.

Nun hat Hans-Ulrich Gumbrecht in der FAS vom 4.9.2011 davon berichtet, dass das deutschsprachige Feuilleton das beste auf der Welt sei. Gumbrecht selbst schreibt umständlich, aber er berührt ein wichtiges Thema. Und es mag auch so sein, dass die Gegenwart im Feuilleton stets als „Phase des Niedergangs“ wahrgenommen wird. Vielleicht haben „früher“ gebildete Zeitungsleser die klassischen Werke der westlichen Kultur eher selbstverständlich gekannt.  Bei den Lesern des Feuilletons der „Neuen Zürcher Zeitung“, der „Süddeutschen Zeitung“, der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ und der „Welt“ ist das heute noch so. Bei aller Homogenität finden wir dort so viel funktionale Differenzierung, dass der Vergleich der Beiträge in den genannten Blättern sich lohnt. Als Komparatist zieht Gumbrecht ausländische Blätter heran, „(wofür Wartezeiten in Flughafen-Lounges ideale Gelegenheit bieten)“.

Auch wenn wir nicht alle so viel fliegen wie Hans-Ulrich Gumbrecht, so ist dessen These, woher nämlich das deutschsprachige Feuilleton seine Klasse bezieht, interessant. Gumbrecht vermutet nämlich, „dass sich einige der brillantesten Feuilleton-Autoren von heute ganz bewusst gegen die ihnen eröffneten Mäglichkeiten einer akademischen Karriere entschieden haben“. Und sie schreiben viel besser, als es in der akademischen Welt üblich ist. Sie stoßen die Diskurse an. Dazu Gumbrecht: „Bildung in diesem Sinn ist für das deutschsprachige Feuilleton also zu einem Prozess geworden, dessen Möglichkeiten, Grenzen und Risiken noch kaum abzusehen sind.“

Das Feuilleton ist der Diskussionsraum des Bildungsbürgertums. Dazu zählen Pfeffersäcke und Rechenknechte nicht.

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