Insider wissen, dass Wettbetrug im Tennis leichter ist als in anderen Sportarten. Es muss Einfluss nur auf einen Spieler genommen werden, der absichtlich einen Satz oder ein Match verlieren soll. Es wird mit Insiderinformationen gearbeitet. Das Wetten geschieht per Mail oder im Netz. Faules Spiel ist fast nie nachzuweisen. Und ein absichtlich ins Aus geschlagener Ball ist kaum zu erkennen. Trotzdem gibt es fast nur Gerüchte.
Aus dem Jahr 2007 ist der Fall des bei Karlsruhe lebenden Russen Nikolai Davidenko bekannt, der später freigesprochen wurde. Auf seinen damaligen Gegner, einen krassen Außenseiter aus Argentinien, waren mehrere Millionen Euro gewettet worden. Der ehemalige Scotland-Yard-beamte Jeff Rees fand heraus, dass die großen Summen dem Umfeld Davidenkos zuzurechnen waren. Davidenko stritt alles ab. Rees untersuchte 73 Fälle in fünf Jahren und spricht von „kriminellen Elementen“ im Tennis. In seinem Büro in London arbeiten vier Mitarbeiter.
Sie stoßen immer wieder auf die gleichen Personen. So wurde der Argentinier Juan Ignacio Chela verdächtigt, am 23. Februar 2011 in Acapulco absichtlich gegen seinen über 70 Plätze unter ihm stehenden Daviscup-Teamkollegen Eduardo Schwank aufgegeben zu haben. Chela servierte beim 6:3, 5:1 zum Matchgewinn. Trotzdem wurde noch auf Schwank gezockt. Der kam auf 4:5 heran. Chela gab bei 6:3, 5:6 auf. Solche Spiele werden häufig, während sie noch laufen, von den Wettanbietern aus dem Programm genommen.
Die Tennisverbände ITF, ATP und WTA setzten Jeff Rees 2008 als Chef der Tennis Integrity Unit (TIU) ein. Sie hat allerdings seither nur zwei Urteile gesprochen. Jekaterina Bytschkova wurde zu einer Geldstrafe verurteilt, weil sie nicht sofort gemeldet hatte, dass ihr jemand Geld für eine Niederlage geboten hatte. Ende Mai 2011 wurde der Österreicher Daniel Köllerer lebenslänglich gesperrt, nachdem die TIU bei ihm in drei Fällen Wettbetrug festgestellt hatte. Köllerer hat beim Sportgerichtshof Cas in Lausanne Berufung eingelegt.