3844: Antisemitismus in der russischen Propaganda

Der russische Außenminister Sergej Lawrow, einer der engsten Mitarbeiter Wladimir Putins, hat dem kleinen italienischen Fernsehsender Rete 4 aus dem Medienimperium Berlusconis ein Interview zum russischen Überfall auf die Ukraine gegeben. Silvio Berlusconi war einer der besten Freund Putins im Westen. Sie haben sogar gemeinsam Urlaub gemacht. Wie üblich wiederholt Lawrow zunächst die gängigen

Lügen:

vom Staatstreich in Kiew 2014, von der „Nazifizierung“ der Ukraine, von der von außen gesteuerten Machterlangung Wolodimir Selenskijs. Auf die Frage, wie die Ukraine Nazis nahestehen könne, wo Selenskij doch selbst Jude sei, antwortete Lawrow: „Dass Selenskij Jude ist, will nichts heißen. Wenn ich nicht irre, hatte Hitler auch jüdisches Blut, das bedeutet also nichts. Das weise jüdische Volk sagt von sich, dass die Juden selbst oft die größten Antisemiten sind.“ Das hat für Empörung gesorgt. Vor allen Dingen in Israel. Der national-konservative Premierminister Naftali Bennett wies Lawrows Aussage scharf zurück. Der Leiter der Gedenkstätte Yad Vashem, Dani Dajan, nannte Lawrows Aussage „absurd, wahnhaft, gefährlich und verachtenswert“. Außenminister Jair Lapid sprach von „unverzeihlichen, skandalösen Äußerungen und einem schrecklichen historischen Fehler“.

In Italien findet Russland unter westlichen Staaten die stärkste Unterstützung. Vor allem bei der „Lega“ und bei „Cinque Stelle“ sowie in der Talkshows des Berlusconi-Medienimperiums. Berlusconi brauchte fünf Wochen, um seine „tiefe Enttäuschung“ über den russischen Überfall auf die Ukraine zum Ausdruck zu bringen (Oliver Meiler/ Peter Münch, SZ 3.5.22).