Bringt Manfred Amerell die Fifa in Bedrängnis ?

Die Fifa ist krisengeschüttelt. Insider verwundert das nicht mehr. Zu viele Unregelmäßigkeiten sind in den letzten Jahren ans Tageslicht gekommen. Und manchmal entsteht der Eindruck, dass die Fifa selbst kaum an der Aufklärung der Fälle gelegen ist. Das ändert sich vielleicht unter dem Einfluss von „Transparency International“. Nun kommt der Verdacht der Steuerhinterziehung in Deutschland unter Mithilfe der Fifa hinzu.

Bei 21 Personen vorwiegend im süddeutschen Raum hat die Steuerfahndung in der vergangenen Woche Wohnungen und Büroräume durchsucht. Überwiegend bei Schiedsrichtern. Aber auch beim DFB. Das berichtet einer der am besten informierten Sportjournalisten, Thomas Kistner, in der SZ vom 31.10.2011. „Der Spiegel“ behauptet, die Fifa habe deutschen Schiedsrichtern Honorare auf Auslandskonten in der Schweiz und Liechtenstein überwiesen. Bei diesen nicht versteuerten Einkünften geht es insgesamt offenbar „um Beträge im sechsstelligen Bereich“.

Das neue Fifa-Vorstandsmitglied Theo Zwanziger, zugleich DFB-Präsident, verbreitet in der „Rhein-Zeitung“ Zuversicht: „Ich gehe davon aus, dass bei den allermeisten Fällen eher wenig oder überhaupt nichts herauskommen wird. Im Moment belaste mich dieser Sachverhalt weniger.“ Zwanziger hatte das DFB-Schiedsrichterwesen 2010 nach der Affäre um den Schiedsrichterfunktionär Manfred Amerell und den Fifa-Schiedsrichter Michael Kempter an sich gezogen. Sylvia Schenk, die Compliance-Beraterin von „Transparency International“, erklärt dazu: „Falls die Versteuerung beim Referee liegt, darf keine Zahlung der Fifa nach Liechtenstein erfolgen. Da greifen besondere Transparenz-Anforderungen.“ Bei Länderspielen etwa verdienen Schiedsrichter 4500 Euro plus Spesen. Übrigens: in der Schweiz sitzt auch die Uefa, die Veranstalterin der Champions- und der Europa-League.

Die Steuerermittlungen sind von Manfred Amerell ausgelöst worden. Er hat es für richtig gehalten, den Besuch der Steuerfahndung bei Michael Kempter persönlich in Augenschein zu nehmen. Der DFB hat Strafanzeige gegen Unbekannt gestellt im Zusammenhang mit der in der Zentrale erfolgten Fahndungsmaßnahme. Es gebe Hinweise, dass Einzelheiten der Aktion bereits im Vorfeld an die Öffentlichkeit gelangt seien. Dies begründe den Verdacht, dass „Amtsträger pflichtwidrig Dienstgeheimnisse an Außenstehende weitergegeben haben“.

Der DFB mahnt Manfred Amerell und seinen Anwalt ab und fordert sie zu einer Unterlassungserklärung auf. Grund ist die laut DFB unwahre Behauptung Amerells, dass der DFB Kempters Anwalt Christoph Schickhardt bezahle. Zwischen Amerell und Kempter läuft ein Zivilverfahren. In der ersten Runde in Hechingen hat Amerell verloren. Am 7. Dezember 2011 will er vor dem Stuttgarter Oberlandesgericht an Kempters Glaubwürdigkeit rütteln. Dieser bezichtigt Amerell bekanntlich der sexuellen Nötigung.

Amerell hat seinerseits Strafanzeige gegen Theo Zwanziger und das DFB-Präsidium gestellt. Er behauptet, der Verband habe jenseits des Sportverfahrens über eigene Rechtsbeistände in Amerells Prozesse mit Kempter eingegriffen und die Gegenpartei „wirtschaftlich unterstützt“. Dies wäre nach Satzung und Finanzordnung des DFB unzulässig.

So hat Manfred Amerell, selbst der sexuellen Nötigung bezichtigt, das neue Fifa-Vorstandsmitglied Theo Zwanziger verklagt. Vielleicht hat er ein Interesse daran, dass DFB-Schiedsrichter wegen Steuerhinterziehung verurteilt werden, damit er der Fifa und Theo Zwanziger am Zeuge flicken kann.

Na, dann prozessiert mal schön. Bei DFB, Fifa und Uefa scheinen ja eigentümliche Verhältnisse zu herrschen.

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