Boris Herrmann beschäftigt sich in der SZ vom 7. Oktober 2011 mit Doping bei der deutschen Fußball-Nationalmannschaft seit 1945. Er stützt sich auf eine Historiker-Kommission der Berliner Humboldt-Universität. Gerüchte über die Gelbsucht der Fußballweltmeister von 1954 gibt es seit eh und je. Angeblich war die Gelbsucht auf Vitamin C zurückzuführen. Wahrscheinlich auf das aus dem Krieg bekannte Aufputschmittel Pervitin. Herrmann berichtet, dass drei Spieler der Nationalmannschaft bei der Fußball-WM 1966 positiv auf Ephedrin getest worden seien. Dem Vorsitzenden der Fifa-Medizinkommission, Dr. Mihailo Andrejevic, Jugoslawien, sei dies bekannt gewesen, er habe es nicht bekanntgemacht. Abgeblich wurde das Mittel gegen „Schnupfen“ gegeben. Ephedrin gehörte 1966 bereits zu den bekannten Dopingmitteln.
Dann kommt der Bericht auf das Experiment des Mediziners Heinz-Adolf Heper zu sprechen, der damals in der höchsten deutschen Fußballklasse bei Göttingen 05 spielte. In seiner Doktorarbeit mit dem Titel „Leistungssteigerung durch chemische Hilfsmittel im Sport“ informiert der Wissenschaftler über einen Feldversuch mit der Fußballmannschaft von Göttingen 05 1949. Die Spieler bekamen 10 Milligramm des bekannten Aufputschmittels Pervitin, das aus dem Zweiten Weltkrieg bekannt war. Resultat: „Erhöhung des Siegeswillens“, „schnellere Auffassungsgabe“. Aber auch: unangenehme Nebenwirkungen wie Luftmangel und erhöhte Ventilation. Heinz-Adolf Heper sah „große Gefahr für den Sportsmann“.
Ich bin gespannt, ob die Erkenntnisse der Historiker-Kommission dazu führen, dass Doping im Fußball intensiver systematisch untersucht wird.