Archive for the ‘Sport’ Category

4277: IOC lässt russische Sportler wieder zu.

Donnerstag, März 30th, 2023

Seit seiner Wahl zum IOC-Präsidenten 2013 ist der deutsche Thomas Bach dem russischen Kriegsverbrecher Wladimir Putin eng verbunden. Traditionell scheinen internationale Sportfunktionäre Diktatoren wie Adolf Hitler und Wladimir Putin gewogen. Das IOC lässt russische und belarussische Sportler zu internationalen Wettbewerben wieder zu. Auch zu Olympischen Spielen. Zu den Sommerspielen in Paris 2024 können wir mit einem großen russischen Kontingent rechnen.

Moralisch steht der internationale Sport auf Null.

Schon seit Sotschi 2014, wo die Annektion der Krim bereits lief. Kurz danach wurde das

russische Staatsdoping

publik. Verheerend. In Pyeongchang 2018 und Tokio 2021 hatte sich daran nichts geändert. Insofern können wir froh sein, dass deutsche Wähler sich regelmäßig gegen Olympiabewerbungen aussprechen. Wie in München oder Hamburg. Die Menschen sind moralisch nicht so heruntergekommen wie Bach und Putin. Auch Sportverbände wie der Turn-Weltverband (FIG) und die Biathlon-Union (IBU), die am Ausschluss russischer Sportler festhalten (Johannes Aumüller, SZ 30.3.23).

4276: Transfersperre für den 1. FC Köln

Donnerstag, März 30th, 2023

Die Fifa hat dem 1. FC Köln eine zweijährige Transfersperre auferlegt. Grund ist die 2022 erfolgte Verpflichtung des U-19-Stürmers Jaka Cuber Potocnik von Olimpia Ljubljana (Slowenien). Außerdem muss der 1. FC Köln an Olimpia Ljubljana 54.000 Euro zahlen. Potocnik, der in der Kölner A-Jugend spielt, wurde für vier Monate gesperrt. Er hatte seine Vertrag am 30. Januar 2022 vorzeitig gekündigt. Deswegen musste der 1. FC Köln keine Ablöse zahlen. Der Verein soll den jungen Spieler zum Wechsel angestiftet haben. Eine einvernehmliche Lösung zwischen den Vereinen scheiterte 2022. Der 1. FC Köln kann beim Internationalen Sportgerichtshof Cas gegen die Fifa-Entscheidung Einspruch einlegen. Von der Fifa ebenfalls bestraft wurden früher wegen ähnlicher Vergehen FC Chelsea, Manchester City und Real Madrid (SZ 30.3.23).

4265: Die BBC ist nicht unabhängig.

Mittwoch, März 22nd, 2023

Der Sportmoderator und ehemalige Fußballspieler Gary Lineker wurde von der BBC zuerst entlassen, weil er die Migrationspolitik der britischen Regierung kritisiert hatte, und dann wieder eingestellt. Caspar Shaller (taz 16.3.23) hat den britischen Mediensozologen Tom Mills, der ein Buch über die BBC publiziert hat, über die BBC interviewt.

taz: Sie haben eine Studie über die Twitter-Nutzung von BBC-Journalisten verfasst. Was waren die Ergebnisse?

Mills: Unsere Studie zeigte 2019 einen klaren Fokus auf Mitte-rechts. BBC-Journalisten interagierten viel stärker mit konservativen Politikern als mit solchen von Labour. Am meisten folgten sie prominenten Stimmen aus der politischen Mitte, den Liberal Democrats und dem rechten Flügel von Labour, der sich als Partei abspaltete. Das galt insbesondere für die Kritiker des damaligen Labour-Vorsitzenden Jeremy Corbyn. Sogar als der linke Flügel von Labour die Opposition anführte und somit mehr politische Relevanz hatte, fand der der kaum Beachtung. Diese Wertung findet sich auch in der Berichterstattung wieder.

taz: Warum ist Kritik an der Regierung eine rote Linie?

Mills: Die Unabhängigkeit und Unparteilichkeit der BBC sind ein Mythos. Die Regierung setzt die Führung ein und bestimmt den Haushalt. So kann es keine Unabhängigkeit geben. Das zeigt ein anderer Skandal: Der Vorsitzende der BBC, Richard Sharpe, soll dem ehemaligen Premier Boris Johnson zu einem hohen sechsstelligen Kredit verholfen haben und dann mit dem Spitzenposten bei der BBC belohnt worden sein. Der langjährige Banker ist Großspender der Tories und gehört zum innersten Kreis von Premierminister Sunak. Und der soll nun der konservativen Regierun g auf die Finger schauen. Das kann nicht funktionieren.

taz: Wie könnte eine linke Kritik in Abgrenzung zu der von rechter Seite gelingen?

Mills: Ich versuche eine soziologische und sozialistische Kritik der BBC und ihrer Beziehung zu den Machtzentren in der Gesellschaft zu entwickeln. Wir sollten uns zuerst klarmachen, wie unsere Institutionen und unsere Gesellschaft aussehen, bevor wir sie verändern können. Man muss klar sagen, was wert ist, gerettet zu werden. Die BBC macht vieles besser als die privaten Medien. Die Presse in diesem Land ist absolut erbärmlich und hat null professionelle Standards. Wir wissen seit der Untersuchung des Telefonabhörskandals von der „Sun“, dass diese Unternehmen auch vor Kriminalität nicht zurückschrecken. Im Vergleich zu diesen Institutionen, die ganz explizit Maschinen oligarchischer Macht sind, ist die BBC natürlich besser. Aber unsere Aufgabe als Linke ist es, eine Vision anzubieten, die über Staatsgläubigkeit hinausgeht.

4262: Jan Hempel verklagt den Deutschen Schwimm-Verband.

Montag, März 20th, 2023

Der mehrfache Europameister und Olympiamedaillengewinner im Wasserspringen Jan Hempel, 51, verklagt den Deutschen Schwimm-Verband (DSV) auf Schmerzensgeld und Schadensersatz in Millionenhöhe. Sein inzwischen verstorbener Trainer Werner Langer soll ihn über 1.200 mal sexuell missbraucht haben. Das wurde bekannt in der ARD-Dokumentation „Missbrauch“. Hempels Anwalt Thomas Summerer sagte: „Die Organisation Deutscher Schwimm-Verband hat völlig versagt in der Überwachung und in der Kontrolle seiner Trainer. Es gab nur Vertuschung. Dieses Organisationsverschulden führt dazu, dass ein Verband haftet.“

Jan Hempel hatte 1997 den Verband von den Vorgängen unterrichtet. 2022 hat der DSV seinen Bundestrainer Lutz Buschkow entlassen, der von den Vorgängen gewusst haben soll, was er bestreitet. Der DSV teilte mir, dass inzwischen über Entschädigungszahlungen und finanzielle Unterstützung der Opfer beraten worden ist. Vizepräsident Wolfgang Rupieper sagte: „Wir sind .. mit anderen Institutionen wie dem BMI, dem DOSB oder auch Athleten Deutschland bereits im Austausch darüber, wie die Möglichkeiten eines angemessenen materiellen Ausgleichs aussehen könnte.“

Jan Hempel hatte versucht, sich mit dem DSV außergerichtlich zu einigen. Das scheiterte (Sebastian Winter, SZ 20.3.23).

4234: Carmen Thomas – eine journalistische Legende

Samstag, März 4th, 2023

Die heute 76-jährige Carmen Thomas wurde zur journalistischen Legende, als sie 1973 für zwei Jahre die Leitung des „ZDF-Sportstudios“ übernahm und die Sendung erfolgreich führte. Dadurch bekam diese zusätzlichen Drive. In einem Interview mit Harald Hordych (SZ 4./5.3.23) zieht Frau Thomas Bilanz. Sie moderierte später im WDR „Hier und heute“ und (fast 1.000 mal) „Hallo Ü-Wagen“ (3 Stunden lang). Dadurch wurde sie für „jedermann“ bekannt. Beim ‚ZDF-Sportstudio“ führte sie gesellschaftspolitische Themen ein, Alltagssport, Sport am Arbeitsplatz, Gefangenensport. Ihr legendärer Versprecher mit „Schalke 05“ brachte sie auf die Forbes-Liste der 100 einflussreichsten Frauen in Deutschland.

In ihren WDR-Magazinsendungen war Carmen Thomas auf Tabuthemen spezialisiert: Menstruation, Masturbation, Sterben, Impotenz, Kindesmissbrauch, Homosexualität. Es ging in ihren Sendungen stets um das Elened, das dahinter steht. Eine zutiefst menschliche Haltung. Auf die Frage „Was hätten Sie mit Ihrem Wissen von heute anders gemacht?“ antwortet Frau Thomas: „Wenn ich einen dicken Hals bekomme, weil jemand etwas sagt, womit ich nichts anfangen kann: zulassen statt zumachen und das Schöne und Kluge darin erkennen und nutzen.“

4231: Just Fontaine ist tot.

Donnerstag, März 2nd, 2023

Im Alter von 89 Jahren ist der große französische Fußballspieler Just Fontaine gestorben. Bei der Weltmeisterschaft 1958 in Schweden schoss er 13 Tore. Darunter 4 gegen Deutschland beim 6:3 der Franzosen im Spiel um Platz 3. Mit seiner Karriere hatte Fontaine Pech. Ein doppelter Beinbruch beendete mehr oder weniger 1960 seine Fußball-Zeit (SZ 2.3.23).

4194: Hans-Günther „Hansi“ Schmidt ist tot.

Montag, Februar 6th, 2023

Der Rekord-Torschütze der deutschen Handball-Nationalmannschaft „Hansi“ Schmidt vom VfL Gummersbach ist im Alter von 80 Jahren gestorben. Der Rückraumspieler schoss für den VfL Gummersbach 1066 Tore in der Bundesliga. Der gebürtige Rumäne führte den VfL zu sieben Meistertiteln und vier Europacupsiegen. In 98 Länderspielen schoss er 484 Tore (SZ 6.2.23).

4182: DFB-Spitze überfordert ?

Sonntag, Januar 29th, 2023

Laut Gerichtsbeschluss muss der DFB dem ehemaligen Schiedsrichter Manuel Gräfe 50.000 Euro zahlen. Der war mit 47 Jahren ausgemustert worden, ohne dass es dafür klare Regelungen gegeben hätte. Dagegen soll Felix Brych mit 48 Jahren noch in der Bundesliga pfeifen. Aber der ist auch beim DFB angestellt. „Die Gräfe-Posse belegt wieder mal, wie ein in Selbstgewissheit erstarrter Verband zur Wanderausstellung für Peinlichkeiten wird, die man in dieser Dichte gar nicht erfinden kann.“ (Thomas Kistner, SZ 28./29.1.23)

Seit März 2022 ist der ehemalige SPD-Politiker Bernd Neuendorf DFB-Präsident. Er muss mit der jahrelangen Misswirtschaft vorher fertigwerden. Für 2014 und 2015 ist dem DFB die Gemeinnützigkeit aberkannt worden. Das kostet ungefähr 30 Millionen. Zur Bewältigung der Probleme hat Neuendorf das gleiche Personal eingesetzt, das schon unter der Führung von Rainer Koch, Stephan Osnabrügge und Friedrich Curtius tätig war. Künftig muss dann noch eine der größten Fußballakademien unterhalten werden. Ein Steuerstrafverfahren ist anhängig. Mysteriöse Beraterverträge sind ungeklärt. Ebenso wie die Frage, wie die zahlreichen Ehrenämter im DFB entgolten werden und steuerlich einzuordnen sind. Vor einem Sozialgericht läuft zur Frage, ob der DFB für seine Amtsträger sozialabgabepflichtig ist, ein Verfahren. Die Staatsanwaltschaft hat in der Argumentation der Rentenversicherung Alarmierendes entdeckt.

4153: Rosi Mittermaier gestorben

Samstag, Januar 7th, 2023

Bei den Olympischen Winterspielen 1976 in Innsbruck gewann sie zwei Gold- und eine Silbermedaille im alpinen Skisport, Rosi Mittermaier. In der Saison entschied sie die Gesamtwertung des Weltcups für sich. Anschließend trat sie zurück. In der Öffentlichkeit blieb sie bekannt und beliebt als Werbeträgerin, Sportbotschafterin und Sachbuchautorin. Vielfach wurde sie „Gold-Rosi“ genannt. Verheiratet war sie mit dem Skirennläufer Christian Neureuther, ihr Sohn war Felix Neureuther. Rosi Mittermaier ist nach langer Krankheit im Alter von 72 Jahren gestorben.

4108: Dopingjäger Werner Franke ist tot.

Donnerstag, November 17th, 2022

Noch an seinem 80. Geburtstag vor zwei Jahren sagte er: „Ich verachte nach wie vor den deutschen Sport.“ Der Zellbiologe und bekannteste deutsche Dopingjäger Professor Dr. Werner Franke (Heidelberg). Besonders unbeliebt war er bei den Fußballern, denen er beim VfB Stuttgart und SC Freiburg Anabolika-Missbrauch in den siebziger und achtziger Jahren vorwarf. Franke belegte, dass sich Doping auch beim Fußball zur Leistungssteigerung eignet. Er opponierte rigoros gegen den organisierten Sport in Deutschland.

Mit seiner Frau, der bekannten Diskuswerferin Brigitte Berendonk, sicherte er nach der Wiedervereinigung geheime Dokumente in der Militärmedizinischen Akademie Bad Saarow. Dadurch wurde das Staatsdoping der DDR bewiesen („Doping-Dokumente – von der Forschung zum Betrug“ 1991). Auch im westdeutschen Sport spürte Franke das Doping auf. Besonderes Augenmerk legte er auf den Radsport. Mit Jan Ulrich prozessierte er erfolgreich. Dem „Doping-Opfer-Hilfeverein“ (DOH) warf er vor, ehemalige Sportler trotz unzureichender Nachweisverfahren als Dopingopfer anzuerkennen (Sebastian Fischer, SZ 17.11.22).